REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

Hier könnt ihr euch über bekannte Bands, ihre neuen Alben, ihre Fehltritte ... auslassen

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gelal
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Re: REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Thundermother (S)
Genre: Hard Rock
Label: AFM Records
Album Titel: Black And Gold
Spielzeit: 42:48
VÖ: 19.08.2022

Alter Schwede... alter Schwedin? (sorry, der musste raus). Da haben wir es also nun, das Folgealbum des starken Vorgängers "Heat Wave" von 2020, dessen Albumtitel zur aktuellen Wetterlage zwar besser passt als "Black and Gold", aber man kann nicht alles haben. Die Schwedinnen rocken uns direkt mit ihrem stampfenden Opener "The Light In The Sky" eine Hymne ins Hirn, die es locker mit der aktuellen Female-Fronted Rockhymne von Dorothy namens "Black Sheep" aufnehmen kann.

Der folgende Titeltrack mit massivem Talkbox-Einsatz an der Gitarre reißt dann die Partylaune voll auf den Höhepunkt. Generell wird hier mit massivem Einsatz von mitgröltauglichen "Ohohoh"-Chorälen nicht gekleckert, sondern massiv übers gesamte Album geklotzt. Wer da nicht mitgeht, hat wohl das Prädikat "Spaßbremse" für immer auf den untrainierten Nacken gebrannt verdient. Das inzwischen fünfte Werk der vier Rock Ladies ist zudem absolut sauber und druckvoll produziert und muss sich beileibe vor keinem anderen Top-Act des Genres verstecken. Auch auf musikalischer Ebene wurde ich voll abgeholt, von den melodischen Hard Rock-Riffs bis zu den spielfreudigen Soli spürt man einfach, wie die vier Mädels hier mit Leidenschaft voll abgehen.

Mit Nummern wie der beschwingten und leicht bluesigen Powerballade "Hot Mess", in der Frontröhre Guernica Mancini besonders kraftvoll zur Geltung kommt, oder dem abschließenden, emotionalen und akustisch balladesken "Borrowed Time" gibt es dann auch ein paar Verschnaufpausen. Knackige Stücke wie der klassische Thundermother-Rocker "Wasted" oder der tolle Headbanger "Watch Out" präsentieren hingegen klassischen Thundermother-Stoff für den geneigten Fan, der hier von nichts geringerem als der Vollbedienung sprechen dürfte.

Mich persönlich holte dann noch "I Don't Know You" ganz besonders ab, denn selten zuvor schienen die klaren AC/DC-Einflüsse bei Thundermother so prägnant durch wie hier. Stünde Brian Johnson am Mikro, es würde eine grandiose neue Single der Australier abgeben.

Fazit:
Seit dem Wechsel am Mikro zu Guernica Mancini waren Thundermother noch nie so stark wie hier. Das neue Album der donnernden Mütter macht zu jeder Sekunde maximalen Spaß, wenn man ohrwurmlastigen, mitsingbaren, partytauglichen und riffbetonten Hard Rock einer All-Girl Truppe mag. Wer also zu den aktuellen heißen Tagen einen ebenso heißen Soundtrack für ausufernde Autofahrten sucht, sollte sich dieses heiße Eisen nicht entgehen lassen. Für mich das Beste, was die Damenwelt aktuell im Rock zu bieten hat.

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. The Light In The Sky
02. Black And Gold
03. Raise Your Hands
04. Hot Mess
05. Wasted
06. Watch Out
07. I Don’t Know You
08. All Looks No Hooks
09. Loud And Free
10. Try With Love
11. Stratosphere
12. Borrowed Time

Lineup:

Guernica Mancini - Vocals
Filippa Nässil - Guitars
Mona Lindgren - Bass
Emlee Johansson - Drums

https://www.facebook.com/thundermother
https://www.thundermother.com

Autor: Slaine

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gelal
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Re: REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: CB3 (S)
Genre: Psychedelic / Stoner Rock
Label: Majestic Mountain Records
Album Titel: Exploration
Spielzeit: 45:55
VÖ: 26.08.2022

CB3 sind ein Trio aus Malmö, das als Einflüsse u.a. Hawkwind und Pink Floyd angibt. Mit einem neuen Plattenvertrag ausgestattet, bringt die Truppe Ende August ihr neuestes Album heraus.

Die gut dreiviertelstündige Spielzeit verteilt sich gerade einmal auf eine Handvoll Songs, die damit alle sehr lang geraten sind. Das kürzeste Stück kommt auf schon beachtliche 05:26, das längste auf 11:07 Minuten Spielzeit. Angekündigt als "Space Adventure", legt die Band in ausnahmslos allen Stücken des Albums einen Hall über den Gesang von Sängerin Charlotta. Das erzeugt ein Gefühl von Raum. Das ganze Album hindurch wird so der Eindruck erweckt, als schalle der zudem noch recht leise Gesang aus größerer Entfernung herüber.

Zu leisen Gesang würde ich normalerweise kritisieren, hier ist er aber offenbar bewusst eingesetzt. Auch über die Musik selbst ist ein Hall gelegt, und sie passt sich von der Lautstärke her dem Gesang an, was sehr stimmig ist. Musikalisch überwiegt der Jam-Charakter der einzelnen Songs. Der klassische Aufbau Strophe-Refrain-Strophe-Refrain wird selten eingehalten. Wabernde Gitarren sorgen für den psychelischen Einfluss und die teils mantraartige Wiederholung einzelner Songpassagen sorgt für etwas Hypnotisches. CB3 gelingt es mit ihrer Herangehensweise, beim Zuhören tatsächlich durch den Raum zu schweben. Gelegentliche Tempowechsel und Breaks holen einen zurück auf die Erde, aber das ist auch gut so. Wir wollen ja nicht die Bodenhaftung verlieren.

Die Songs sind alle recht ähnlich aufgebaut. Seltsamerweise erinnert zumindest mich eine kurze Instrumentalpassage in "In A Rainbow With Friends" an einen Instrumentalteil aus "L.A.Woman" der Doors, aber da mag ich mich täuschen. The Doors jedenfalls haben CB3 nicht als Vorbild angegeben. Die Songs klingen aber wirklich eher nach Hawkwind als nach Pink Floyd, was ich jetzt wertungsfrei meine.

Nach diversen Durchläufen ist jetzt nicht unbedingt ein einzelner Song hängengeblieben. Ich verstehe "Exploration" als Gesamtkunstwerk, das sich am besten in der Reihenfolge der Titel hören lässt und nicht etwa im Shuffle-Modus. Anders ausgedrückt, fungiert das in der Mitte plazierte mit 05:26 kürzeste Stück "Going To The Horizont" als Brücke zwischen den ersten beiden und letzten beiden, jeweils sehr langen Titeln.

Allerdings gibt es auch etwas Kritik. Insbesondere das Album abschließende "Through Space And Time" will mit seinen endlosen Wiederholungen nicht zum Ende kommen. "To Space And Away" macht das besser und ist mit über acht Minuten Spielzeit auch nicht gerade kurz. Insgesamt verlieren sich die Songs etwas und laufen ins Nirgendwo, ohne dass ich jetzt aber einzelne Titel deswegen als misslungen bezeichne.

Berücksichtigt man, welches Gefühl CB3 erzeugen wollen, hat die Produktion ganze Arbeit geleistet. Im letzten Stück "Through Space And Time" ist der Gesang mehr in den Vordergrund gemischt. Dies verstärkt den Eindruck von Weite und Raum, wenn man ihn mit den übrigen vier Titeln vergleicht. Von der Band drängt sich niemand in den Vordergrund. Es zählt der Jam-Charakter.

Fazit:
Mit "Exploration" liefern CB3 ein weitgehend gelungenes Album ab. Man hat tatsächlich die ganze Zeit das Gefühl, auf einer Reise durch Zeit und Raum, auf einem "Space Adventure" zu sein. Für das Werk spricht dabei vor allem, dass hier alle Songs gleichwertig nebeneinander stehen. Teilweise hätten die überlangen Songs aber kürzer ausfallen können, ohne dass sie darunter gelitten hätten. Wer auf Psychedelic Rock steht und mit den kurzen Songs nichts anfangen kann, der wird an "Exploration'" seine Freude haben. Es ist schon beeindruckend, was das mit Gitarre, Bass und Schlagzeug klassisch besetzte Trio für ein Soundgewitter erzeugt. Gerade weil das Album m.E. als Ganzes in der Reihenfolge der Songs gehört werden sollte, ist es ideal für die auch angekündigte Veröffentlichung auf Vinyl.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Daydreams
02. To Space And Away
03. Going To The Horizon
04. In A Rainbow With Friends
05. Through Space And Time

Lineup:

Charlotta Andersson - Vocals, Guitars
Pelle Lindsjö - Bass
Natanael Solmonsso - Drums

https://www.facebook.com/charlottasburningtrio

Autor: Udo

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Band: Amken (GR)
Genre: Thrash Metal
Label: Massacre Records
Album Titel: Passive Aggression
Spielzeit: 34:37
VÖ: 26.08.2022

Amken gibt es bereits seit 2011. Dennoch bin ich auf "Passive Aggression" und somit auch auf Amken tatsächlich, für mich gar nicht mal typisch, erst durch ein ansprechendes Cover aufmerksam geworden, welches im Stil eines Aquarells eine zombieähnliche Kreatur dabei zeigt, wie sie durch eine morbide Moorlandschaft zieht. Bekommen wir auch einen genauso ausgefeilten Silberling, wie es das Cover ist, oder doch nur die "Akropolisplatte mit Mayo"?

"The Underdogs" eröffnet die Scheibe. Riffig und melodisch wird man in den Track begleitet, um dann letztendlich vom Schlagzeug niedergeknüppelt zu werden. Hier ist mir schon direkt die gelungene Positionierung des Background-Gesangs aufgefallen. Immer mal wieder ergänzt Vanias Apostolopoulos den Lead-Gesang durch keifende Einwürfe aus der 2. Reihe. Zum Lead-Gesang noch zwei Worte. Solide und Gut. Giannis Karakoulias weiß mit seiner Stimmfarbe den Backing Gesang geschickt in das Klangbett einzugliedern.

Dass die Jungs an den Saiten was drauf haben, hört man. Gitarrenliebhabern würde ich hier aber nochmal explizit "I Am The One" ans Herz legen. Der Titeltrack macht dann seinem Namen alle Ehre. Schnell, brutal und düster. Ich stehe quasi im Startloch für den Pit. Aber auch orchestrale Bestandteile werden aufgenommen, um dann aber wieder ins Thrash-Geknüppel abzudriften.

Für Lyric-Interessierte lohnt sich definitiv auch mal ein Blick ins Booklet. Thematisch beschäftigt sich Amken auf "Passive Aggression" mit dem Kampf, den jeder mit sich selbst führt sowie mit den gesellschaftlichen Konflikten, welche uns täglich begegnen.

Fazit:
"Passive Aggression" ist eine grundsolide Scheibe. Klassischer Thrash in einem düsteren Klangbett. Amken können pures Geknüppel, aber auch fein gezupfte Riffs, wovon ich gerne noch 1 oder 2 Tracks mehr gehabt hätte. Mit 34 Minuten absolut kein Longplayer, dafür aber ausgereift, sodass meines Empfindens nach kein Song hinterherhängt. Im Vergleich zu ihren bisherigen Werken wurde hier ordentlich zugelegt und die sprichwörtliche Messlatte höher gelegt.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. The Underdogs
02. I Am The One
03. Dead Man's Land
04. The Li(f)e We Lead
05. Passive Aggression
06. Bliss
07. We Came From Nothing
08. Some Where Past The Burning Sun

Lineup:

Giannis Karakoulias - Vocals, Guitars
Vanias Apostolopoulos - Guitars, Backing Vocals
Dionisis Kiamos - Bass
Harrris Zampoukos - Drums

https://wwwfacebook.com/AmkenOfficial

Autor: Yannick

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Band: Consumption (S)
Genre: Death Metal
Label: Hammerheart Records
Album Titel: Necrotic Lust
Spielzeit: 45:25
VÖ: 26.08.2022

Wer noch nie etwas von Consumption gehört hat, braucht sich nicht zu wundern. Das schwedische Duo gibt es erst seit kurzer Zeit und bringt mit "Necrotic Lust" ihr Zweitlings-Werk auf den metallischen Markt.

"New Swedish 90's UK Death Metal in the vein of Carcass" kann man auf ihrer Facebookseite lesen, was ich total unterschreiben kann. Was sich erstmal etwas sperrig liest, macht aus musikalischer Sicht absolut Sinn. Besonders der Opener "Suffering Divine", der vorab als Single veröffentlicht wurde, ist ein echter Killersong. Der Song wird von einem Sample eingeleitet (ein Stilmittel, was bei jedem Lied eingesetzt wird), dann bricht nach einem Gitarrenintro und -solo auch schon alles über einem zusammen. Neben den krachenden Drums erfüllt vor allem diese krasse Stimme mein todesmetallisches Herz.

Wer ihn trotz seiner zahlreichen Musikprojekte nicht kennt, der sollte wissen, dass Mastermind Håkan Stuvemark eine fulminante Death Metal-Stimme hat. Seine Vortragsweise lässt die Texte im wahrsten Sinne "verrottet" klingen. Ich habe lange überlegt, wie man das am besten beschreiben kann und bin bei diesem Wort hängen geblieben. Diese Kehligkeit..., vielleicht liegt es auch daran, dass er Schwede ist, ich weiß es nicht, aber was er machen kann, ist phänomenal. Es geht schon sehr ins Gutturale, ohne aber unverständlich zu werden, wie es im Goregrind und Brutal Death Metal der Fall ist. Es ist ganz nah dran an der Grenze und wirkt deswegen so unglaublich böse (sehr gut wahrzunehmen im melodischen "Offspring Inhuman conceived").

Es ist schade, dass mir zur Beurteilung der Scheibe quasi nur 3/4 der Songs zur Verfügung standen, gibt es doch auf der CD ganze drei Bonustracks. Nicht, dass man nach 9 Tracks keine Aussage treffen könnte, aber ich hätte doch schon noch gern mehr gehört. Der Sound ist dreckig, wie er sich gehört, die Produktion aber wesentlich klarer. Zugleich ist sie aber nicht klinisch sauber, sodass der 90er Flair erhalten bleibt, wie es von Consumption auch gewünscht und gewollt ist.

Um noch mal auf "Suffering Divine" zurückzukommen. Dieses Stück ist eines der besten auf der Platte und hat als Opener das Problem, dass sich die anderen Songs danach an ihm messen lassen müssen. Das ist für die meisten der 8 restlichen Songs keine Hürde, jedoch blieb bei den vielen Durchläufen besonders dieser erste Track erstaunlich gut im Gehör. Mir haben es auf "Necrotic Lust" mal wieder die schnelleren Titel angetan, auch wenn die etwas langsameren Stücke ebenfalls überzeugen können.

Als zusätzliches Bonbon hat man Jeff Walker von Carcass höchstpersönlich ans Mikro gelassen. In "Ground into Ash and Coal" bilden seine Gastvocals einen schönen Kontrast zu Håkans Vocals, aber ohne, dass daraus gleich ein Battle wird.

Fazit:
Eine vollgepackte Dreiviertelstunde Death Metal, den man gerne hört. Die fiesen, verrotteten Vocals geben diesem Werk eine unikate Note, aber auch sonst ist das Album, "das Carcass nach "Necroticism - Descanting the Insalubrious" (1991) nie gemacht haben" ein echter Ohrenschmaus. Fette Riffs, melodische Soli und ein Killerschlagwerk tun ihr übriges. Und das alles von nur zwei Herren - Respekt!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Suffering Divine, Necrotic Lust, Offspring Inhuman Conceived

Tracklist:

01. Suffering Divine
02. The Last Supper
03. Necrotic Lust
04. A Secret Coliseum
05. Ground Into Ash And Coal
06. Offspring Inhuman Conceived
07. Twisted Shaped Reality
08. Circle Of Pain
09. Devices For The Sentenced
10. Burial Of Death (Bonus Track)
11. In Devoured State Entombed (Bonus Track)
12. Industrial Executions (Bonus Track)

Lineup:

Håkan Stuvemark - Vocals, Guitars, Bass
Jon Skäre - Drums

Guest Musicians:

Jeff Walker - Vocals on Ground into Ash an Coal

https://www.facebook.com/consumptionsweden

Autor: Godshand

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Band: Lunar Spells (GR)
Genre: Black Metal
Label: Northern Silence Productions
Album: Demise Of Heaven
Spielzeit: 36:21
VÖ: 09.09.2022

Das Trio Lunars Spells, das sich 2020 in Athen gegründet hat, bringt nur ein Jahr nach Veröffentlichung ihres Debüts "Where Silence Whisper" neues Material an den Start. "Demise Of Heaven" nennt sich die aktuelle Scheibe, welche Anfang September über Northern Silence Productions vertrieben wird. Bereits das geniale Cover-Artwork macht Vorfreude auf die darin enthaltene Musik.

Ein dämonisches Intro leitet "Nocturnal Flames Above The Sacred Trinity" und das Albumgeschehen ein. Wütend keifende Vocals von Cryptic und kalte, bedrohliche Riffsalven erzeugen eine pechschwarze Klangwand, die von eingebauten Rhythmuswechseln und aggressiven Melodieläufen komplettiert wird. Die Drums rumpeln schön druckvoll aus den Boxen, treiben das Geschehen voran und das Tempo bleibt meist auf einem ähnlich hohen Niveau angesiedelt.

Unterlegt wird das Ganze von Keyboard-Klängen, was u.a. in "Ejaculate The Masses Of Holiness" schön zu hören ist, welche aber nie aufdringlich oder gar nervtötend rüberkommen. Eher unterstreichen sie den klassischen Sound des Black Metals der 90er Jahre und ergänzen die frostige Atmosphäre, die auf dem Album vorherrscht.

Handwerklich wird alles gut gemacht, dennoch fehlt es hier und da an abwechslungsreicheren Liedpassagen, die dem Wiedererkennungswert der einzelnen Songs sicher gut getan hätten. Nichtsdestotrotz beeinträchtigt dies den schwarzmetallischen Hörgenuss in keinster Weise.

Fazit:
Lunar Spells zelebrieren auf ihrem neuen Longplayer feinsten Black Metal der alten "skandinavischen" Schule, der mit rohen, eiskalten Riffs und grimmigen Vocals daherkommt. Wer auf ebendiesen Sound abfährt, kann hier bedenkenlos reinhören.

Punkte: 7,5/10

Anspieltipp: Aversion To Theurgy, Ejaculate The Masses Of Holiness

Tracklist:

01. Nocturnal Flames Above The Sacred Trinity
02. Drowning In Sulphurous Blood
03. Aversion To Theurgy
04. Ejaculate The Masses Of Holiness
05. Damnation Of The Heavenly Sun
06. Ceremonial Oath Of Sanctified Profanation

Lineup:

Cryptic - Vocals, Guitars, Synths
K.C.H - Bass
V.T - Drums

https://www.facebook.com/Lunar-Spells-105059628218860

Autor: Eva

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Band: Herbstlethargie (D)
Genre: Atmospheric / Depressive Black Metal
Label: Northern Silence Productions
Album Titel: Melancholie Im Blattfall
Spielzeit: 62:44
VÖ: 09.09.2022

Atmosphärischer Black Metal aus Thüringen? Also wenn mir als Thüringer und Black Metal Fanatiker da nicht alle Glöckchen klingeln würden, wäre irgendwas nicht in Ordnung.

Das naturalistische Intro "September" regt auf jeden Fall die herbstliche Stimmung an. Wobei das Wort Intro hier etwas Falsches suggeriert, denn mit über acht Minuten Spielzeit ist der Opener bereits ein guter Indikator für das, was in der langen Spielzeit von "Melancholie im Blattfall" erwartet werden darf. Nach der anfänglichen Geräuschkulisse gibt es sehnsuchtsvollen Black Metal mit hohen, weinerlichen Vocals (nicht böse gemeint), die ein klassisches Stilmittel des Depressive Black Metals sind. Sowohl die Gitarren, als auch das Schlagzeug können sofort überzeugen und bieten teils schwungvolle Musik an.

Obwohl ich alle Songs als Anspieltipps angegeben habe, gibt es trotzdem Titel, die mehr im Ohr bleiben und bei denen es früher Klick macht als andere. Einer dieser Titel ist "Umschwung", der sich in seiner Spielart anfangs noch an "September" orientiert, nach dieser ersten Phase aber deutlich an Fahrt, Intensität und Spielfreude aufnimmt. Selbst im "ruhigen" Mittelteil spürt man immer des Liedes Drang, ausbrechen und loslegen zu wollen. Dabei wird die Hauptmelodie immer wieder leicht alterniert, übermächtige und songübergreifende Melodiebögen bleiben aber aus, wie auch beim Rest der Scheibe.

Es wird auf "Melancholie im Blattfall" aber nicht nur mit Sehnsüchten und Hoffnung gearbeitet, dafür wäre "Depressive" einfach das falsche Subgenre. Natürlich gibt es auch negative Gefühlsausbrüche, Verzweiflung und Finsternis, was sich sowohl in den Texten, als auch in der Struktur der Songs niederschlägt. So kann man dies unter anderem in den Liedern "Die Wälder brennen", "In unendlichen Himmeln" und "Blätter fallen" vernehmen, die wesentlich langsamer gespielt werden, das Schlagzeug "klopft" mehr und die Melodien werden repetitiv stark ausgereizt. Eine gelungene, aber teils etwas zähe Kostprobe von Mastermind "Herbst".

Ganz generell gesprochen, folgt auf einen starken Start eine durchhängende Phase in der Mitte des Albums, die massiv auf die Tränendrüse drückt. Mit "Von Herbst zu Winter" startet das letzte Drittel dieses Werkes wieder mit mehr Black Metal, was auch bis zum Ende der Platte so bleibt. Besonders gefallen mir hier die verschiedenen Instrumente, die zum Einsatz kommen und den Song besonders abwechslungsreich gestalten.

Neben "Von Herbst zu Winter" besticht aber vor allem der mit knapp 10 Minuten längste Titel "Mein Ahornblatt", der sich in die gleiche Riege wie "Umschwung" einreiht. Nach einer schönen Einleitung wird metalmäßig alles in diesen Song gepackt. Alle Gefühle, Sehnsüchte, Sorgen, Wünsche und Träume konzentrieren sich in diesem einen epischen Titel, den ich ohne Umschweife als Besten des Albums bezeichne. Würde das Album nach diesem Übertitel zu Ende sein, ich wäre vollkommen zufrieden und mit mir und der Welt im Reinen. Aber es gibt ja noch einen letzten Titel, der ebenfalls zu überzeugen weiß und mit einem Namen wie "Der erste Schnee" verheißungsvoll auf ein weiteres Werk hoffen lässt.

Die in Eigenregie gemixte und gemasterte Platte bringt alle Fraktionen perfekt unter einen Hut und lässt keine Wünsche offen.

Fazit:
Das geistige Kind des alten Gernotshagen-Mitglieds "Herbst", der seine eigene Vision von Herbst und Melancholie meisterlich vertont hat, ist ein bärenstarkes Werk geworden. Der sehr melancholische Mittelteil ist für meinen Geschmack einen Ticken zu weit ausgedehnt und repetitiv, ohne aber von der Qualität her abzufallen. Ansonsten weiß "Melancholie im Blattfall" zu überzeugen und dürfte die entsprechenden Genrefans im Sog der Scheibe zufrieden mitschwelgen lassen. Ganz starkes Ding.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. September
02. Umschwung
03. Die Wälder Brennen
04. In unendlichen Himmeln
05. Blätter Fallen
06. Von Herbst Zu Winter
07. Mein Ahornblatt
08. Der Erste Schnee

Lineup:

Herbst - Vocals, add. Guitars, Bass, Duduk, Drums
Alboîn - Guitars, Vocals on Der Erste Schnee
Lisa - Cello

Guest Musicians:

Florian - Vocals on Blätter Fallen

https://www.facebook.com/Herbstlethargie

Autor: Godshand

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Band: Trauma (USA)
Genre: Power / Speed Metal
Label: Massacre Records
Album Titel: Awakening
Spielzeit: 44:06
VÖ: 09.09.2022

Mit "Awakening" bringen Trauma ihr viertes Full-lenght Album auf den Markt. Die Power-Thrasher aus San Francisco, Californien, die sich bereits 1981 gründeten, aber erst seit 2013 wieder so richtig am Ball sind, haben es den meisten Bands gleichgetan und sich in mitten der Pandemie dem Songwriting gewidmet. Trauma selbst betiteln "Awakening" als deutlich härter im Vergleich zu den bisherigen Werken. Hintergedanke war es, ein Album zu erschaffen, welches die Band besser denn je repräsentiert.

Jetzt lassen wir den Plattenteller aber mal anlaufen und gehen ans Eingemachte. Schon nach wenigen Akkorden konnte ich mich mit einem zufriedenen Grinsen zurücklehnen und hieß die Scheibe bei einem Kaltgetränk willkommen. Und es stellte sich heraus, dass das noch nicht alles war, was Trauma drauf haben. Rockig mit sehr viel Power und einem Thrash-Einschlag stürzen sich die 5 auf den Hörer. Das Klangvolumen ist wirklich toll. Die Riffs kommen schnell und knackig aus dem Lautsprecher. Wieselig passt ganz gut, um das Gitarrenspiel zu beschreiben. Da gibt es wirklich keine Kritik. In "Meat" wird das ganze Können offenbart.

Aber auch die anderen Jungs machen einen tollen Job. Brian Allen bietet eine abwechslungsreiche gesangliche Arbeit und gibt den Songs eine unterschiedliche Farbvielfalt. Die Drums erzeugen ein druckvolles Thrash-Gemetzel. So solls sein.

Hin und wieder wurden auch den Songs angepasste Highlights eingestreut. In "Voodoo" wird man beispielsweise durch ein düsteres Klangbild und dem Thema entsprechenden Lauten abgeholt. Trommeln und Gesang entführen den Hörer ins ferne Afrika, bevor auf einmal wieder die ruppigen Gitarren einsetzen. Es sind die aggressiven Taktwechsel, die sich immer wieder finden und dem Album einen besonderen Schliff verleihen.

Man hört die Spielfreude der US-Amerikaner. Teilweise hätte Liedern wie "Falling Down" aber eine etwas kürzere Spielzeit gutgetan. Mir persönlich sind fast 6 Minuten schon etwas zu lang. Ist aber natürlich Geschmackssache. Der zweite Titel, "Ted Talks", welcher nur ein kurzer, eingesprochener Text ist, hat sich mir bisher noch nicht erschlossen. Seine Daseinsberechtigung war mir also etwas schleierhaft.

Fazit:
Trauma hat viel Arbeit in "Awakening" gesteckt und das hört man auch. Vor Energie strotzend, empfiehlt sich die Scheibe aber nicht nur für das Stemmen von Gewichten. Genaues Hinhören lohnt sich. Mit jedem Hören entdeckt man neue Details und Facetten. Durch die Vielfalt im Songaufbau wird hier wohl vom Power-Metaller bis zum klassischen Heavy Metal Liebhaber jeder fündig.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: Meat, Voodoo, Blind

Tracklist:

01. Walk Away
02. Ted Talks
03. Death Of The Angel
04. Meat
05. The River Red
06. Burn
07. Falling Down
08. Voodoo
09. End Of Everything
10. Blind
11. Death Machine

Lineup:

Brian Allen - Vocals
Steve Robello - Guitars
Joe Fraulob - Guitars
Greg Christian - Bass
Kris Gustofson - Drums

https://www.facebook.com/TraumaThrash
https://www.traumametal.com

Autor: Yannick

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Re: REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: An Abstract Illusion (S)
Genre: Atmospheric, Progressive Death Metal
Label: Willowtip Records
Album Titel: Woe
Spielzeit: 59:55
VÖ: 09.09.2022

"Alter Schwede"! Warum ich das sage? Nun, beim ersten Durchlauf der neuen An Abstract Illusion Scheibe, welche sich "Woe" nennt, dachte ich "das ist mal nicht übel", bei zweiten Durchlauf kam dann schon ein "WOW" und spätestens beim dritten und vierten Durchgang fiel die Kinnlade endgültig runter und mir fiel nur noch "alter Schwede" ein. Was bei einer schwedischen Band passender kaum sein könnte, auch wenn es sich hier um 3 Schweden handelt. Wenn ich es nicht besser wüsste, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass "Woe" erst das zweite Album des Trios ist, denn die Musik ist sowas von ausgereift, dass man ein halbes Leben Arbeit dahinter vermuten könnte.

Beim Hören der Musik wird man schnell herausfinden, dass man die knapp eine Stunde Spielzeit eigentlich als einen großen Track ansehen kann, ähnlich wie eine Symphonie, funktioniert "Woe" nämlich am besten, wenn man es am Stück hört. Lässt du eine Nummer weg, zerstörst du das Ganze Konstrukt. Die Musik ist mal erhaben, mal zart und zerbrechlich, dann wieder brachial, dunkel und zerstörerisch oder man driftet ins gewollte progressive "Chaos", um sich dann wieder zu fangen und sogar in Gitarrenrock und Jazz-taugliche Gefilde einzutauchen. Harte und teilweise auch brutale Riffs von Heavy- bis Death Metal teilen sich die Platte mit Stakkato-Parts, vertrackten progressiven Linien und feinen Soli. Das Schlagwerk fungiert mal als "banaler" Taktgeber, mal als groovender Part und heftiger Anschieber, oder auch mal wie ein MG mit Schnellfeuerstößen. Auf der anderen Seite hält sich selbiges auch mal komplett aus dem Geschehen, um anderen Instrumenten das Feld zu überlassen.

Auf der zarten Seite gibt es dann auch mal Klavier/Piano-Parts, die dir eine kurze Verschnaufpause verschaffen. Auch die elektronischen Elemente werden geschickt eingearbeitet und ergänzen das musikalische Gebilde perfekt. Nicht zuletzt die Bassarbeit, welche schon zu Beginn des Albums, im zweite Track "Slaves", einen ganz starken Eindruck hinterlässt, zeigt wie homogen die drei Musiker fungieren und wie ausgeklügelt und detailverliebt hier gearbeitet wurde.

Auch wenn die Stücke, respektive das Album, sehr instrumental gehalten sind, so kommt der Gesang bzw. kommen die Vocals nicht zu kurz. Auch hier gibt es ein Wechselspiel aus Death Growls, Klargesang und Sprechpassagen, und auch female Vocals gibt es mal zu vernehmen. Aber egal welche Vocals gerade zu hören sind, sie passen immer wie die berühmte "Faust aufs Auge" und betonen oder verstärken die gerade vorherrschende Stimmung, respektive Atmosphäre.

Diesem wirklich herausragenden musikalischen Erguss setzt dann die perfekte Inszenesetzung, durch eine lupenreine Produktion, einfach mal die Krone auf. Hier gibt es nicht auszusetzen, alles klingt genauso, wie es sein sollte; sehr sauber, ohne steril zu wirken, erdig, ohne rau zu wirken und selbst im progressiven Chaos geht nichts verloren.

Fazit:
"Woe" ist das zweite Meisterwerk, welches ich in diesem Jahr besprechen durfte, was mir viel Freude bereitet hat. Dieses Album vereint die genannten Genres zu einem perfekten Klangerlebnis. Eine Spur Black Metal findet sich übrigens auch immer wieder in den Songs. Sicher wird man dieses Meisterwerk nur erkennen, wenn man mit der Kombination aus den oben genannten Genres was anzufangen weiß. Derjenige, der dies tut, wird aber mit einem grandiosen Album belohnt, welches er niemals mehr in seiner Sammlung missen möchte.

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. The Behemoth That Lies Asleep
02. Slaves
03. Tear Down This Holy Mountain
04. Prosperity
05. Blomsterkrans
06. In the Heavens Above, You Will Become A Monster
07. This Torment Has No End, Only New Beginnings

Lineup:

Christian Berglönn - Vocals
Karl Westerlund - Guitars, Bass
Robert Stenvall - Keyboards, Vocals

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Autor: Thomas

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Re: REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Wyrms (F)
Genre: Black Metal
Label: Purity Through Fire
Album Titel: Sarkhral Lumænor - La Lueur Contre Les Fléaux
Spielzeit: 42:55
VÖ: 15.09.2022

Auf der Suche nach Wyrms durchstöberte ich meine Sammlung und stellte fest, dass ich leider außer der Debütplatte von 2010 nichts weiter besitze. Nachdem ich mir die alte Scheibe ("Aashanstys - Rêves et peines d'un misanthrope") nochmal zu Gemüte geführt hatte und nun die Neue in meinen Händen hatte, kam ich zu zwei Erkenntnissen. 1. Die Entwicklung in den 12 Jahren zwischen den Alben ist mehr als deutlich zu hören, und 2. ich sollte mir mindestens die beiden Alben dazwischen nachbestellen.

Unsere Nachbarn aus Orléans bieten eine knappe Dreiviertelstunde Musik auf ihrer neuen Scheibe "Sarkhral Lumænor - La lueur contre les fléaux" (was sich mit 'Das Licht gegen die Plagen' übersetzen lässt), die neben klassischem Black Metal mit Keifgesang, Growls und Blastbeats vor allem sehr viel Melodie und einige Ambient-Elemente beinhaltet. Und viel Text, wirklich viel Text.

In meinem bisherigen Leben war es nicht nötig gewesen, dem Französischen mächig zu sein, daher kann ich nicht zu tief in die lyrische Welt eintauchen. Aber auf der anderen Seite kann ich damit auch gut leben, da besondes die Gitarren das hervorstechende Merkmal auf dem Langspieler sind. Sei es mit filigranen und voller Spielwitz angereicherten Melodien in den Instrumentalpassagen zwischen den einsetzenden Vocals, oder auch als Untermalung für diese. Sie werden einfach nicht müde und halten die Stimmung die ganze Zeit aufrecht. Dieses Lob teilen sich die Gitarren freilich mit dem Schlagwerk, welches unermüdlich im Up-Tempo trommelt und welches, wenngleich häufig eher im Hintergrund, genug Power hat, um alle Titel anzutreiben. Der Bass ist immer, wenn er spielt, gut vernehmbar, erdet die Titel und steht mit seinen fetten Tönen in einem schönen Kontrast zu den feinen Gitarren.

Man muss die Songs auf "Sarkhral Lumænor - La lueur contre les fléaux" nicht am Stück hören, um sie vollends genießen zu können. Zum Einen sind sie sich von ihrer DNA her zu ähnlich und wirken daher wie eine homogene Masse, zum Anderen aber besitzt die Band durch ihr famoses Zusammenspiel einen gewissen Wiedererkennungswert, was die Scheibe zusätzlich glänzen lässt.

Die Produktion ist eher den rauen 90ern zugetan, weil Wyrms daraus ihre Inspiration ziehen und der eine oder andere alte Genrehase huldigend zu hören ist, gleichzeitig schafft sie es aber, die moderne Technik aus dem Jahre 2022 zur vollen Zufriedenheit meinerseits auszunutzen.

Fazit:
Fans der alten Tage werden genauso ihre Freude an diesem Album haben wie jene, die melodischen, modernen Black Metal lieben. Auch ohne Sprachkenntnisse kann man alle Aspekte einatmen und genießen, bevor der letzte Ton erklingt und der letzte Hauch getan ist.

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: La Messe de l'Épée, Trouble mort, L'envoyé des Flammes

Tracklist:

01. La Messe De L'Épée
02. Fort Blanc Et Bêtes Noires
03. Entre Gueux Et Rats
04. Trouble Mort
05. L'envoyé Des Flammes
06. Dans L'Hiver Et Dans La Nuit

Lineup:

Tedd - Vocals, Guitars
Kiel - Guitars
Max - Bass
Zayl - Drums

https://www.facebook.com/wyrmsblackmetal

Autor: Godshand

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Band: Vogelfrey (D)
Genre: Medival / Folk Rock
Label: Metalville
Album Titel: Titanium
Spielzeit: 42:59
VÖ: 16.09.2022

Mit "Titanium" bringen die Hamburger bereits ihr sechstes Studioalbum, passend zum 18-jährigen Bandbestehen, in den Handel. Vogelfrey ist jetzt also volljährig? Ob man den Kompositionen auch ihre Reife anmerkt? Und sind der Spielwitz und die Selbstironie auch wieder fester Bestandteil der neuen Scheibe? Das Sextett hat die Zeit ohne Konzerte oder Mittelaltermärkte genutzt und ordentlich Output produziert.

"Flammenvogel" eröffnet den Silberling und spielt somit natürlich auf das Cover an. Für alle, die Sorge hatten: Hier bekommt man wieder Vogelfrey, so wie man sie kennt. Bassige Riffs verloben sich sofort mit der präsenten Violine. Die nötige Härte ist ebenfalls an Bord und die Melodieführung verleitet zu Ohrwürmern. "Stahlhammer" übernimmt, kommt noch etwas hymnischer daher und Vogelfrey erzeugen Bilder von Bergen, Wäldern und dem ursprünglichen Kampfeswillen des Menschen. Diese Nummer ist ein energiegeladener Gute-Laune-Macher. Die Gitarren sägen im Zusammenspiel mit den donnernden Bässen und Cello und Geige sorgen wie immer für das Geschehen im Hintergrund.

Dem nächsten Song muss ich ebenfalls etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. "Nicht A" fand ich schon beim ersten Hören super. Voller (Selbst)ironie machen die Hamburger auf alle "Missstände" aufmerksam, die das Mittelalter-Hobby so mit sich bringt. Beispiele wie: "Mit dem Auto auf den Mittelaltermarkt, das ist nicht A" oder "Der Gaukler spielt am Handy rum, das ist nicht A" haben mich als Anhänger der Mittelalter-Szene schmunzeln lassen. Dazu noch rockig und melodisch komponiert. Geil.

Leider hat die Medaille auch in diesem Fall zwei Seiten. Die zweite Hälfe der Scheibe haut mich persönlich dann nicht mehr vom Hocker, wenn auch immer noch musikalisch gut umgesetzt. Schalmeien, Bouzouki oder Cello bieten einen gewissen Abwechslungsreichtum.
Mit "Sawney Bean" veröffentlichen Vogelfrey ihr erstes Lied mit englischem Text. Resume: Schuster, bleib bei deinen Leisten. So richtig gut passt das einfach nicht ins Gesamtkonzept. Auch wenn ich schon wesentlich schlechtere Songs gehört habe und der Refrain doch etwas im Ohr bleibt.

Die letzten drei Songs der Scheibe kommen zwar nochmal richtig rockig daher, setzen sich aber nicht so richtig im Ohr fest. Die Folksnah Bonus EP bietet dann noch einige Akustik Versionen ausgewählter Vogelfrey Klassiker der Vergangenheit.

Fazit:
Vogelfrey haben sich in jedem Fall weiterentwickelt. Sie kommen auf "Titanium" insgesamt härter aus den Boxen, haben aber ihren Spielwitz und Sinn für Humor weiterhin in die Songs integriert. Musikalisch wurde die Langrille wieder gut umgesetzt. Durch die individuellen Instrumente werden die Songs natürlich wieder bereichert. Einige Tracks wussten mich allerdings nicht so richtig zu überzeugen und konnten durch kein Alleinstellungsmerkmal glänzen. Trotz dessen kann die Scheibe wirklich tolle sowie hymnische Refrains anbieten. Vogelfrey Anhänger werden mit Sicherheit begeistert sein.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Stahlhammer, Nicht A

Tracklist:

01. Flammenvogel
02. Stahlhammer
03. Nicht A
04. Nie Wieder Met
05. Legenden
06. Gott Gegen Gott
07. Sawney Bean
08. Samael Hilf
09. 1000 Jahre Bier (feat. Mr. Hurley)
10. Unsterblich

Folksnah (Bonus EP)

11. Legenden (Akustik Version)
12. Ära Des Stahls (Akustik Version)
13. Lindwurm Masakker (Akustik Version)
14. Schuld Ist Nur Der Met (Akustik Version)
15. Heldentod (Akustik Version)
16. Walhalla (Piano Version)

Lineup:

Jannik Schmidt - Vocals, Guitar, Pipes, Irish Bouzouki
Alexander Suck - Violine
Johanna Heesch - Cello
Dennis Walkusch - Guitar, Backing Vocals
Christopher Plünnecke - Bass, Backing Vocals
Dominik Christiansen - Drums

https://www.facebook.com/Vogelfrey
https://www.vogelfrey.net

Autor: Yannick

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Band: Spiritus Mortis (FIN)
Genre: Doom / Heavy Metal
Label: Svart Records
Album Titel: The Great Seal
Spielzeit: 44:05
VÖ: 16.09.2022

Finnlands erste Doom Kapelle ist zurück! Spiritus Mortis melden sich mit neuer Mucke nach viel zu langen 6 Jahren zurück. Der kommende Silberling trägt den verheißungsvollen Titel "The Great Seal" und wird Mitte September 2022 über Svart Records veröffentlicht.

Die schweren Riffs von Jussi und Kari wabern wie feine Lava aus den Boxen, um sich meist auch in groovende Up-Tempo-Parts zu ergießen. Fett bratend-bruzzelnde tiefergestimmte Klampfen dominieren mit der überwiegend episch klaren Stimme von Kimmo Perämäki das Geschehen. Ab und zu driftet der Sänger mal in kurze Kreischer ab. Der Bass und das Schlagzeug sind mal groovig schleppend, als auch hin und wieder im Midtempo Bereich zu Hause. Die Produktion ist druckvoll und differenziert ausgefallen.

Die virtuosen Melodiebögen erklingen im Zusammenspiel mit den eingebauten Rhythmuswechseln in einer spannenden Mixtur und ergänzen sich perfekt in diesen Strukturen. Eingebaute Soli bringen ebenso zusätzliche Pluspunkte, wie solche Gänsehautmomente in der Einleitung bei "Skoptsy". Letztgenannter Titel ist mein persönlicher Favorit auf dem Album geworden. Wer auf Candlemass, Lord Vicar oder Reverend Bizarre abfährt, fühlt sich auch bei der neuen Langrille von Spirtus Mortis mehr als nur gut aufgehoben. Die Scheibe hat in den knapp 45 Minuten keinen einzigen lahmen Moment oder echten Durchhänger.

Fazit:
Für alle Epic Doom Traditionalisten ist "The Great Seal" absolut empfehlenswert. Das Quintett hat hier etliche Register "feinster musikalischer Verdammnis" gezogen und meldet sich nach 6 Jahren Studioabstinenz mit einem echten Kracher zurück. Ein weiteres Highlight im Bereich Doom Metal für das Jahr 2022!

Punkte: 8,5/10

Anspieltipp: Martyrdom Operation, Skoptsy, Visions Of Immortality

Tracklist:

01. Puputan
02. Death's Charioteer
03. Martyrdom Operation
04. Skoptsy
05. Khristovovery
06. Vision Of Immortality
07. Feast Of The Lord
08. Are You A Witch


Lineup:

Kimmo Perämäki - Vocals
Jussi Maijala - Guitars
Kari Lavila - Guitars
Teemu Maijala - Bass
Markus Kuula - Drums

https://www.facebook.com/spiritusmortis.official
https://www.spiritusmortis.com

Autor: Blacky

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Band: Purpendicular (IRL)
Genre: Classic Rock
Label: Metalville
Album Titel: Human Mechanic
Spielzeit: 47:00
VÖ: 23.09.2022

Der mir bislang unbekannte irische Sänger Robby Thomas Walsh gründete, nach bereits 25-jähriger Band-Erfahrung, im Jahr 2007 die Band Purpendicular, mit welcher er Profi-Musiker wurde. Vermutlich nach dem gleichnamigen Deep-Purple-Album benannt, ahnt man schnell, was die Truppe musikalisch bietet. Im ersten Jahr auf Tour war die Band mit Deep Purple in Europa unterwegs, und es entwickelte sich eine Freundschaft mit Purple-Schlagzeuger Ian Paice.
Es folgten diverse Deep-Purple-Tribute-Tourneen und 2015 wurde schließlich das Debüt veröffentlich. Am 23. September kommt nun das mittlerweile dritte Album heraus, auf dem Ian Paice getrommelt hat. Die Band versteht sich nicht als reine Kopie des Vorbilds und so war ich auf das Werk gespannt, welches ich hörte ohne die anderen zu kennen.

Los geht es mit "The Nothing Box", dessen langes Keyboard-Intro die Spannung steigert. Eingeflochtene Hammond-Klänge lassen sofort die Ähnlichkeit zu Deep Purple erkennen. Als Einstieg finde ich lange Intros gut, weil dies zeigt, dass die jeweilige Band den Zuhörerinnen und Zuhörern Zeit gibt, sich auf das Kommende einzustimmen. Mit sehr präsenter Hammond-Orgel geht das Stück dann in einen lockeren Groove über und die recht helle aber gleichzeitig raue Stimme des Frontmanns passt gut zur Musik. Der Gesang erinnert leicht an Ian Gillan, ohne ihn aber komplett zu imitieren.

Und so rocken sich Purpendicular durch ihr drittes Album. Neben klassischem Hard Rock wird auch Funk aufgefahren, etwa in dem wunderbar betitelten "TV Stars & Internet Freaks". Im in der Mitte des Albums plazierten Titelstück erklingt ein richtig satter Breitwand Sound und mit "Made Of Steel" gibt es sogar einen Anflug von Metal. Im letztgenannten Stück harmonieren die Hammond Orgel und die Gitarren sehr schön miteinander, denn die Hammond Orgel imitiert hier die Gitarrenriffs. In den zehn Stücken des Albums zeigt der Sänger dazu einen durchaus abwechslungsreichen Gesang.

Das prägnante Drumming von Ian Paice, der zu meinen Lieblings-Schlagzeugern gehört, weist einen hohen Wiedererkennungswert auf. Alle Songs sind sehr melodisch gehalten. Insbesondere Titel wie "Something Magical" gehen schnell ins Ohr. Hierzu trägt auch die gelungene Produktion bei, die den Gesang betont, hinter dem die restliche Band aber nicht verschwindet.

Etwas Schatten findet sich auf "Human Mechanic" leider auch. Manche Songs wirken etwas gestreckt, so etwa "No One's Getting Out Alive", in dem zu oft der Refrain wiederholt wird. Auch die Ballade "Soul To Soul" und das Album abschließende Instrumentalstück "Passing Through" sind nicht so gelungen. Insbesondere die Ballade passt nicht zu den restlichen rockigen Stücken.

Am Ende des Albums ist auch die Song-Reihenfolge nicht ganz passend. Nach der bereits erwähnten Ballade kommt mit "Four Stone Walls" noch ein krachender Rocker, an den sich das gänzlich anders klingende Instrumentalstück anschließt, welches zum vorherigen Titel einen zu abrupten Wechsel darstellt. Die Ballade hätte ich eher Mitte des Albums gebracht, etwas als Abschluss der ersten Hälfte und auf das Instrumentalstück kann man verzichten, denn es ist ein primär vom Keyboard getragenes Stück mit etwas akustischer Gitarre, das nicht wirklich etwas Neues zum Album beiträgt. Ein die ganze Band einschließendes Instrumentalstück wäre schöner gewesen.

Fazit:
Mit "Human Mechanic" kommt ein trotz der Kritik gelungenes Album heraus. Natürlich verlassen Purpendicular nicht die musikalische Komfortzone, das ist aber angesichts der Tribute-Band-Tourneen und der Mitwirkung von Ian Paice absolut in Ordnung. Als Alben-Hörer finde ich vor allem gut, dass ich gerne das ganze Werk höre und nicht zwischendurch Titel überspringe. Wer nicht nur das große Vorbild mag, sondern sich im Classic Rock generell zuhause fühlt, der wird das neue Album von Perpendicular mögen.

Punkt: 7/10

Anspieltipp: The Nothing Box, Something Magical, Made Of Steel

Tracklist:

01. The Nothing Box
02. Ghost
03. No One's Getting Out Alive
04. Something Magical
05. Human Mechanic
06. TV Stars And Internet Freaks
07. Made Of Steel
08. Soul To Soul
09. Four Stone Walls
10. Passing Through

Lineup:

Robby Thomas Walsh - Vocals
Herbet Bucher - Guitars
Nick Fiyffe - Bass
Christoph Kogler - Hammond, Keyboards
Ian Paice - Drums

https://www.facebook.com/PDWorldwide
http://www.purpendicular.eu

Autor: Udo

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Band: ColdWorld (D)
Genre: Atmospheric Black Metal
Label: Eisenwald
Album Titel: Isolation
Spielzeit: 43:34
VÖ: 30.09.2022

Während der letzten Jahre ist es absolut naheliegend, die allgegenwärtige Isolation musikalisch auszudrücken, was auch dementsprechend viele Künstler so gemacht haben. Zwar scheint es schwer, sich mit diesem Thema noch von der breiten Masse abzuheben, dennoch hat sich Georg Börner aka ColdWorld dazu entschieden, dieses Thema in seiner, seit nunmehr sechs Jahre lang erhofften, neuen Scheibe zu vertonen.

Nachdem man vom stimmungsvollen Intro "Leere" abgeholt wurde, startet auch schon der "Soundtrack To Isolation" mit überraschend ruhigen, cleanen Gitarren. Das instrumentale Stück glänzt durch eine minimalistische Melodieführung, die fast einlullend, jedoch durch den gekonnten Einsatz von verschiedensten Klangfarben, keineswegs langweilig daherkommt, bevor es im letzten Drittel in einem vielschichtigen Höhepunkt explodiert.

Nachdem die Messlatte nun schon so hoch geschraubt wurde, tut sich der etwas abwechslungsreichere, kältere "Walz" etwas schwer. Zwar sind die einzelnen Parts des Songs sehr ausdrucksstark, was nicht zuletzt am keifenden Gesang von Börner liegt, jedoch wirken die Übergänge zeitweise etwas erzwungen. Nichtsdestotrotz ist es ein recht starker Track, genauso wie der darauf folgende, depressiv schleppende "We Are Doomed", der gekonnt mit Dissonanzen spielt, während die auch hier minimalistisch gehaltene Melodie stimmungsvoll über dem Nebel aus Sounds liegt.

Ein weiteres Highlight wird dann mit "Wound" präsentiert, wieder einem schleppenden Titel, der so minimalistisch, jedoch unfassbar atmosphärisch beginnt, dass er zeitweise an frühe Burzelbaum-Werke erinnert, bevor er dann gekonnt über ein akustisches Zwischenspiel die großartige Melodieführung in der zweiten Hälfte hervorhebt. Ob es nun nötig war, den Song mit dem Zwischenspiel "Five" (für Titel 05 ein recht "einfallsreicher" Name) einzuleiten, sei jedoch dahingestellt. Ebenso wie "Isolation Stagnation" (2020 bereits als Single veröffentlicht), welcher zwar eine authentische Atmosphäre kreiert, jedoch mit satten 6 Minuten, in denen nichts als Atmosphäre passiert, ein riesen Loch in die Scheibe reißt, bevor das Album mit "Hymnos" ein überraschend grooviges Ende findet.

Die Produktion ist der Atmosphäre absolut dienlich. Wer auf satte, fett produzierte Klänge steht, ist hier definitiv falsch. Und das ist auch gut so! Kreischende Gitarren, dünne Bässe, dumpfe Drums und jede Menge Hall kreieren hier genau die Atmosphäre, die das Album braucht. Und dennoch sind alle Instrumente (auch die Experimente mit Streichinstrumenten) zu jeder Sekunde genau so klar zu hören, wie man sie hören soll.

Fazit:
"Isolation" ist ein Album, für das sich die sechs Jahre Wartezeit gelohnt haben. Zwar reißen die insgesamt mehr als zehn Minuten Intros/Zwischenspiele etc. immer wieder eine unnötige Lücke in die Atmosphäre, die musikalisch doch so gekonnt erschaffen wurde, jedoch machen die anderen fünf Songs dies mit Leichtigkeit wieder wett! Insgesamt eine starke Scheibe.

Punkte: 7/10

Anspieltipp: Soundtrack To Isolation, We Are Doomed, Wound

Tracklist:

01. Leere
02. Soundtrack To Isolation
03. Walz
04. We Are Doomed
05. Five
06. Wound
07. Isolation Stagnation
08. Hymnus

Lineup:

Georg Börner - Vocals and all Instruments

https://www.facebook.com/ColdWorldOfficial

Autor: Sepp

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Band: Wizzerd (USA)
Genre: Stoner / Doom Metal
Label: Fuzzorama Records
Album Titel: Space?: Issue 1
Spielzeit: 44:38
VÖ: 30.09.2022

Das dritte Album der 2014 gegründeten US Amerikaner Wizzerd nennt sich "Space?: Issue No.001" und wird Ende September auf der Erde eintreffen. Das Quintett spielt seit Gründung zusammen und harmoniert entsprechend gut, was sich in jedem Moment der knappen Dreiviertelstunde widerspiegelt. Einen Vorgeschmack auf das Album lieferte man bereits im Juni, Juli und August, als man je einen Song der Platte als Single veröffentlicht hat. "Super Nova" (Juni), "Don't Zarp 'n' Warp" (Juli) und "Final Departure Part 1: The Intergalactic Keep Of Illustrious Cosmic Women" (August).

Das Gemisch aus Stoner- und Doom Metal in Verbindung mit einer relativ progressiven Spielweise versprüht immer wieder 70er Charme, was besonders der älteren Generation der Hörerschaft gefallen dürfte. Dabei kommt alles dennoch nicht altbacken daher, da die Produktion eher der von moderneren Stoner Scheiben entspricht, was sich sehr schön in den Momenten herauskristallisiert, wenn die rauen Gitarren zum Zuge kommen. Die klassischen Stoner Riffs, der Bass und die Drums sind oft die tragenden Säulen der Songs, aber auch die Tasteninstrumente kommen nicht zu kurz und sind unverzichtbar für das Album.

Wie der Albumtitel schon erahnen lässt, gibt es natürlich auch sehr viele spacige Passagen und die Verflechtung selbiger mit der bereits genannten Instrumentalisierung macht das Ganze sehr abwechslungsreich und interessant zugleich. Zur Abwechslung trägt auch bei, dass hier von seichten Instrumentalpassagen bis hin zu treibendem Stoner Doom alles vertreten ist. Dass sich das dann auch tempomäßig entsprechend anpasst, ist da nur die logische Konsequenz.

Der progressive Charakter der Musik schluckt zwar immer wieder etwas die Melodien, kommt dem Thema der Platte aber dennoch zugute und wenn es nötig ist, so wie in "Sisters Of The Sun", übernimmt auch die Melodie das Kommando. Bei dieser Nummer ist mir sofort Black Sabbath in den Kopf gekommen. Das Stück hätte auch von Iomi und Co. sein können, denn die Spielweise erinnert an die der Briten. Bei einer Nummer wie "Don't Zorp 'n' Warp" hingegen kommen die spacigen Züge der Musik voll zum Tragen und im zweiten Teil klingt das Stück fast wie eine Hommage an David Bowies "Space Oddity" und seinen Protagonisten Major Tom.

Neben der sehr homogenen und sehr gut eingespielten Instrumentalfraktion harmonieren auch sämtliche Vocals perfekt zur Musik. Nicht selten kann die falsche Stimm-Wahl ein ganzes Album kaputt machen, was hier aber definitiv nicht der Fall ist. Ich könnte mir hier, zumindest für die Leads niemand anderes vorstellen als Jhalen.

Als Kritikpunkt bleibt anzumerken, dass die abrupten Songwechsel etwas störend sind. Hier hätte man eventuell etwas mit Fading arbeiten oder einfach bessere Übergänge erschaffen können!? Auch der Albumabschluss "End Transmission", was am Ende ein 4:50 Minuten langes Outro ist, welches aus aneinandergereihten spacigen Tönen besteht, hätte man weglassen oder zumindest deutlich kürzer gestalten können.

Fazit:
"Space?: Issue No.001" hat klasse Stoner- und Doom Momente aber auch Überflüssiges in petto. Die Musik an sich ist dabei sehr abwechslungsreich, versprüht immer wieder 70er Charme und vermag es, den Hörer mitzunehmen. Der progressive Charakter verstärkt das spacige Thema zusätzlich und steht dem Album wunderbar. Auch in Sachen Songwriting weiß Wizzerd zu überzeugen. Trotz der oben erwähnten Kritikpunkte sollten sich Freunde von Stoner und Doom das Album reinziehen, er gibt einiges zu entdecken.

Punkte: 7/10

Anspieltipp: Sisters Of The Sun, Don't Zorp 'n' Warp

Tracklist:

01. Launch
02. Sisters Of The Sun
03. Super Nova
04. Attack Of The Garantuan Moon Spiders
05. Don't Zorp 'n' Warp
06. Space Chase
07. Transmission
08. Doom Machine Smoke Break
09. Diosa Del Sol
10. Final Departure Part 1: The Intergalactic Keep Of Illustrious Cosmic Women
11. End Transmission

Lineup:

Jhalen Salazar - Vocals, Guitars
Jamie Yates - Guitars, Keyboards
Wayne Randall - Synths, Organ, Vocals
Layne Matkovich - Bass, Backing Vocals
Sam Moore - Drums

https://www.facebook.com/wizzerddoom

Autor: Thomas

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Re: REVIEWS 2022 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Strangle Wire (GB)
Genre: Death Metal
Label: Grindscene Records
Albumtitel: Shaped By Human Frailty
Spielzeit: 30:14
VÖ: 30.09.22

"Shaped By Human Frailty", diesen Namen trägt das Debütalbum der aus Belfast stammenden Formation Strangle Wire. Der Name wurde passend zum Inhalt gewählt, denn in den Texten geht es hauptsächlich um menschliche Schwächen und Verfehlungen. Musikalisch setzt das Quartett auf atmosphärisch düsteren Death Metal. So weit, so vielversprechend, dann wollen wir mal sehen, wie gut die Jungs diesen Anspruch umsetzen können.

Schon im Opener "Heavily Medicated" wird klar, Strangle Wire halten, was sie versprechen. Während die Drums ordentlich Druck aufbauen, sorgt die Gitarre für eine dichte Atmosphäre und der Gesang bringt noch eine ordentliche Prise Aggressivität ein. Das Tempo ist insgesamt recht hoch, variiert allerdings in einzelnen Songs. Im besonders düsteren "Judas Switch" wird es beispielsweise noch weiter angezogen, während "Horrors Beneath" das Tempo drosselt, dafür aber eines der melodischeren Stücke des Albums ist. Auch "Dead Before The Still" ist verglichen mit den anderen Songs etwas langsamer, dafür aber umso härter.

Auch der namensgebende Track "Shaped By Human Frailty" soll nicht unerwähnt bleiben. Hier zeigt Sänger Pete, dass seine Stimme durchaus facettenreich sein kann, während Gitarrist Ross mit einem zwar kurzen, aber absolut hörenswerten Solo auffährt. Dadurch und durch mehrere Tempowechsel im Song wird hier das abwechslungsreichste Musikstück des Albums geschaffen.

Fazit:
Strangle Wire setzen auf Härte und Atmosphäre. Überraschungen sucht man auf "Shaped By Human Frailty" zwar vergebens, aber die sind auch gar nicht nötig. Das Rezept, nach dem hier vorgegangen wird, ist ebenso simpel wie effektiv. Wer Bands wie Grave, Benediction oder Bolt Thrower mag, der kann getrost zugreifen.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Heavily Medicated, Judas Switch, Dead Befor The Still

Tracklist:

01. Heavily Medicated
02. Learnd Wretchedness
03. Judas Switch
04. The Human Tencile Experiment
05. An Abhorrend Intervention
06. Shaped By Human Frailty
07. Dead Before The Still
08. Psychology Of The Sick
09. Horros Beneath

Lineup

Pete - Vocals
Ross - Guitars
Daff - Bass
John - Drums

https://www.facebook.com/stranglewireband

Autor: Chris

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