REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

Hier könnt ihr euch über bekannte Bands, ihre neuen Alben, ihre Fehltritte ... auslassen

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Agrypnie (D)
Genre: Black Metal
Label: AOP Records
Album Titel: Metamorphosis
Spielzeit: 68:06
VÖ: 30.07.2021

Agypnie sind seit nunmehr über eineinhalb Dekaden im Black Metal unterwegs und kaum eine andere Band des Genres hat sich im Laufe ihrer Geschichte so sehr weiterentwickelt wie die Hessen, ohne dabei den Grundtenor und die Ausrichtung ihrer Musik zu verlassen. Auch wenn viele das anders sehen, ist für mich ihr 2010er Album "16[485]" das für mich wegweisende und stärkste Album ihrer Band-Historie. Mit Album Nummer 6, "Metamorphosis", liegt mir hier nun ein Album vor, welches zumindest in meinem Regal den Platz von "16[485]" einnehmen könnte.

Mit Pro- und Epilog plus 8 Songs kommt auch Album Nummer 6 wieder mit deutlich über einer Stunde Musik daher. Diese Spielzeit ohne Lückenfüller oder langweilige Zwischenspiele zu erreichen, schaffen Agrynie hier locker. Das Album wird zu keiner Sekunde auch nur einen Hauch langweilig. Im Gegenteil, die Weiterentwicklung der Band ist auch gut 17 Jahre nach Gründung hör- und spürbar.

Wenn man den Albumtitel wortwörtlich nimmt, könnte man ihn fast auf die Bandgeschichte beziehen, denn in gewisser Weise haben Agrypnie auch eine Verwandlung oder Veränderung vollzogen. Allerdings, wie bereits erwähnt, schaffen sie es immer, ihre Wurzeln zu behalten und ihren Black Metal so zu zelebrieren, dass er einen absoluten Wiedererkennungswert besitzt und dadurch seine Einzigartigkeit behält. Mit anderen Worten: wo Agrypnie draufsteht, ist auch Agrypnie drin, ohne sich dabei selbst zu kopieren.

Kalte, schreddernde Gitarren schneiden messerscharfe Riffs in dein Hirn und flirrende Leads lassen deine Armhärchen sich aufstellen (sogar meine Katze stand mit steilem Kragen vor der Box). Das Schlagwerk drück die Songs nach vorn oder prasselt wie eine Urgewalt volles Rohr oben drauf. Aber auch helle Becken lassen ihre Akzente da. Nicht zuletzt die Vocals, welche von aggressiven, wütenden Schreien über Machtlosigkeit und Verzweiflung bis hin zu hoffnungslosen Klagen reichen, drücken diesem Album ihren Stempel auf. Die Gast-Vocals der unten aufgeführten Protagonisten tun dabei ihr Übriges und verfeinern die entsprechenden Nummern perfekt.

Allein der Bass kommt nicht so zur Geltung, wie ihn mancher vielleicht gern hätte. Für mich persönlich passt er nahezu perfekt und könnte manchmal sogar eine Spur weniger in Erscheinung treten. Aber gerade beim Bass ist das ja immer Ansichtssache. Die Atmosphäre in Pro- und Epilog erzeugt eine Art Endzeitstimmung bzw. eine unheilvolle Verheißung, was einen gewissen Grad Neugier erzeugt und den Hörer zu fesseln vermag.

Großgeschrieben, wie eigentlich immer bei Agrypnie, wird hier Abwechslung. Das Album klingt erwartungsgemäß wie aus einem Guss und könnte auch als ein megalanger Song mit Einleitung und Abspann dargeboten werden. Auf der anderen Seite kann auch jede Nummer für sich allein stehen, ohne dass man das Gefühl bekommt, es würde etwas fehlen. Immer wieder wird geschickt mit dem Tempo gespielt oder es werden Breaks gesetzt, die man nicht erwartet. Dann gibt es z.B. plötzlich einen Ausbruch aus einer aggressiven Passage, welcher dich an die Wand drückt, das Tempo wird gedrosselt und es gibt einen ruhigen melodischen Part, der dich kurz verschnaufen lässt. Hin und wieder gibt es elektronische Samples, die einen leicht sphärischen Touch erzeugen. Aber auch dies passt super zur Platte.

Produktion und Mix lassen ebenfalls kaum zu wünschen übrig, bis auf den Bass vielleicht, was, wie bereits erwähnt, Geschmackssache ist. Am Ende aber muss moderner Black Metal genau so klingen.

Fazit:
Agrypnie schaffen es mit "Metamorphosis" tatsächlich, meinen bisherigen Favoriten vom Thron zu stoßen und überzeugen mit einem saustarken Album. Hier gibt es markigen, modernen Black Metal genau in die Magengrube, welcher genauso vor Kälte und Verzweiflung/Hoffnungslosigkeit strotz, wie vor aggressiver Wut. Zu guter Letzt vermag man es, ein abwechslungsreiches Album zu kreieren, das mit über einer Stunde Spielzeit zu keiner Sekunde ein Wiederholungstäter ist und somit gar nicht erst einen Anflug von Langeweile aufkommen lässt. Wer nach diesem Album immer noch sagt, man höre Nocte Obducta heraus, dem ist wohl nicht zu mehr helfen. Denn hier steht nicht nur Agrynie drauf, sondern es ist auch zu 100 % Agrypnie drin! Die Hessen zeigen eindrucksvoll, dass man seinen eigenen Black Metal verändern kann, ohne von den Wurzeln abzuweichen und trotzdem nicht im Schema hängen bleibt!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Wir Ertrunkenen - Prolog
02. Wir Ertrunkenen
03. Verwüstung
04. Am Ende der Welt - Teil 1
05. Skulptur aus Eis
06. Metamorphosis
07. 3327
08. Melatonin
09. Untergang
10. Am Ende der Welt - Teil 2
11. Wir Ertrunkenen - Epilog

Lineup:

Torsten - Vocals, Guitars, Keys & Programming
Flo - Drums
Marc - Bass

Guest Musicians:

C.S.R (Schammasch) - Vocals on "Skulptur aus Eis"
Steffen Bettenheimer (The Cold Room) - Vocals on "3327"
Travos (Thormesis) - Vocals on "Am Ende der Welt0-0Teil 2"
Nachtgarm (Negator) - Vocals on "Untergang"

https://www.facebook.com/agrypnie.official

Autor: Thomas

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Praise The Plague (D)
Genre: Blackened Doom / Black Metal
Label: Lifeforce Records
Album Titel: The Obsidian Gate
Spielzeit: 43:54
VÖ: 30.07.2021

Praise The Plague ist ein Berliner Quintett, das seit gerade mal vier Jahren im doomig angehauchten, schwarzmetallischen Schatten sein Unwesen treibt. Drei Jahre nach dem Debüt wird nun die zweite Scheibe und gleichzeitig das Labeldebüt bei Lifeforce rausgehauen.

Das Artwork verspricht bereits auf den ersten Blick eine Atmosphäre, die düsterer kaum sein könnte. Und genau so geht es los. Bevor der Opener "The Descent" richtig startet, muss man sich (im positiven Sinn) erst mal durch ein schweres, schleppendes Intro quälen, das nur hin und wieder von harmonischen musikalischen Lichtblicken unterbrochen wird. Kurz darauf geht es dann los mit ekelhaft schleppenden Rhythmen, mächtigen verzerrten Gitarrensounds, zermürbenden Schreien und jeder Menge sich ins Gehirn fräsenden Dissonanzen. "The Descent" macht seinem Namen alle Ehre, da er den Hörer emotional auf eine Reise ganz nach unten führt, um nicht zu sagen, in die Untiefen der menschlichen Abgründe stößt.

Unten angekommen, geht es genau so weiter. Schleppende, jedoch aufwühlende Rhythmen werden hin und wieder durchbrochen von kleinsten Hoffnungsschimmern in Form von Dur-Klängen, die sich ab und an vorsichtig einschleichen, jedoch bevor sie richtig aufkeimen können, sofort von der dunklen Soundmasse gnadenlos zugrunde geprügelt werden. "The Obsidian Gate" ist dann der musikalische Höhepunkt, oder besser gesagt der emotionale Tiefpunkt, der kaum noch als Musik wahrgenommen werden kann. Hier werden nur noch Dissonanzen und atmosphärische Geräusche aneinandergereiht, sodass jegliche Hoffnung verloren scheint und man nur noch will, dass es aufhört. Man fühlt nicht einmal mehr die Trauer, die in den vorhergehenden Tracks noch hin und wieder zum Ausdruck kam, sondern nur noch Leere und Schmerz.

Bei dem Track "Beyond" kann man dann endlich wieder ein wenig aufatmen. Die cleanen Gitarren am Anfang scheinen zwar wie ein Ausgang aus dem Matsch aus Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Selbstzerstörungswahn, jedoch wird die Tür kurz darauf von diabolischem Gesang und prügelnden Blastbeats wieder zugeschlagen, nur um dann im langsamen Mittelteil bis zum stressigen Ende hin noch zermürbender aufs Gemüt zu drücken.

Erst "The Ascent" bringt gegen Ende hin die ersehnte Erlösung und zieht den Hörer dann auf magische Art und Weise aus dem tiefen Loch der Depression. Und genau da sind wir bei dem Thema, welches das Album für mich so außergewöhnlich macht. Im Promo-Sheet wird die Musik als Ausgleich für die Musiker beschrieben, als Ventil für alles, was im Leben Scheiße läuft. Und so wird auf "The Obsidian Gate" musikalisch eine Depression dargestellt. Damit meine ich keineswegs diese Art Musik, die irgendwie auf einer 08/15-DSBM-Schiene fährt und diese krude Faszination vom Tod verkörpert, sondern Musik, die dieses stechende Gefühl der Hoffnungslosigkeit zum Ausdruck bringt, wenn man meint, der Körper zerstört sich von innen heraus und sich jede Körperzelle gegen das Leben zu wehren scheint. Jeder, der schon einmal eine solche Episode erleben musste, wird genau fühlen, was die fünf Berliner hier musikalisch auf höchstem Niveau umgesetzt haben. Und allen, die sich in dieser Situation befinden, soll gesagt sein: "The Ascent" ist zwar ein schwerer, schleppender Weg, aber am Ende kommt man oben zwar erschöpft, aber gestärkt an!

Fazit:
"The Obsidian Gate" sticht auf gemeine Weise mitten ins Herz. Praise The Plague stellen hier die Musik gewordene Depression dar. Es ist absolut unmöglich, dieses Album in einer so kurzen Review so zu beschreiben, dass es der eigentlichen Qualität und dem vermittelten Gefühl auch nur annähernd gerecht wird. Es ist keine leichte Kost, die man mal eben so nebenbei hört. Es ist absolut keine Musik, die man auf einer Party hören will. Aber wenn man sich darauf einlassen kann und sich dem vermittelten Gefühl hingibt, hält man mit diesem Album ein absolutes Meisterwerk in den Händen!

Punkte 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. The Descent
02. Blackening Swarm II
03. Great Collapse
04. The Obsidian Gate
05. Beyond
06. The Ascent

Lineup:

Robert Carmosin - Vocals
Marcel Martin - Guitars
Chris - Guitars
Benjamin Linz - Bass
Sascha Bühl - Drums

https://www.facebook.com/praisetheplague/

Autor: Sepp

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Trance (D)
Genre: Heavy Metal / Hard Rock
Label: Metalapolis Records
Album Titel: Metal Forces
Spielzeit: 45:53
VÖ: 04.08.2021

Seit 1974 (anfangs noch als "TRIBUTE") sind die Rheinländer Metaller Trance nun schon aktiv. Obwohl sie zusammen mit Accept und den Scorpions als Mitbegründer der deutschen Metalszene gelten, konnten sie nie die Reichweite und Bekanntheit ihrer Kollegen etablieren. Dabei konnte es an der Qualität nicht liegen, hatte man doch ordentliche Alben am Start und mit Mitgründer Lothar Antoni eine markige Stimme an der Front mit hohem Wiedererkennungswert.

Zahlreiche Besetzungswechsel, zwischenzeitliche Band-Umbenennung und Auflösungen / Re-Unions später hat sich nun einiges getan. Seit 2016 sind Drums und Gitarre neu besetzt, was dem letzten Studiowerk "The Loser Strikes Back" eine gute Frischzellenkur verpasste, und dennoch den typischen Trance-Sound aufrecht hielt. Zur Entwarnung: dies bleibt auch beim neuen Werk so. Man erkennt die Band wirklich inzwischen am Gitarrensound und der Spielweise mancher Riffs wieder.

Mein Problem ist der Gesang. Wobei man hier nicht von einem Problem als solches sprechen kann, denn Ex-Vicious Rumors-Frontmann Nick Hollemann macht seine Sache astrein und meistert selbst rekordverdächtige Höhen bravourös. Dies ist aber nicht mehr Trance, sondern nur eine von zahllosen qualitativ höher angesiedelten Heavy / Power Metal Bands, zumindest was den Gesang betrifft. Hatte man zuletzt mit Joe Strubel eine markantere Stimme, die dem Ganzen eine nette Saxon-Note verlieh, parat, klingt Nick doch zu sehr nach einem der (besseren) Vielen da draußen. Für mich nimmt das der Band ein wenig den Wiedererkennungswert. Dieser bleibt dennoch ein Stück weit dank der musikalischen Umsetzung erhalten.

Die wirklich starken Trance-Momente schlagen sich somit vor allem in manchem Riff, den klasse gespielten Soli und einigen typisch ohrwurmtauglichen Songs wie "Troublemaker" oder noch eher "Deep Dance" nieder, der sich wohl mitunter am besten im Ohr festsetzen wird.

Simplere Titel hingegen, wie der rockige, aber irgendwie nicht ausreichend mitreißende Opener oder das Maiden-eske, aber eher simpel gehaltene "Believers", könnten von mancher beliebigen Band stammen, die im selben Genre unterwegs ist. Zudem fühlt es sich dann ein wenig nach Etikettenschwindel an, wenn der Classic Rock beeinflusste Titel "As Long As I Live" zuvor und danach in zwei Soundeffekt Intros/Outros gekleidet wird, um die Trackliste auf 10 (in der Digipakversion 11) Titel zu pushen. Selbst der an sich angenehm traditionell umgesetzte Titeltrack vermochte leider keinen memorablen Refrain zu liefern.

Fazit:
Das neue Trance-Werk steht leider ein ganzes Stück hinter dem 2018er "The Loser strikes Back" zurück. Zu sehr vermisst man die Ohrwürmer und mitreißenden Songs. "Metal Forces" hat definitiv starke Momente und ist technisch einwandfreier Old School Teutonen Metal/Rock, konnte mich aber einfach niemals wirklich in die übliche Begeisterung versetzen. Die eingeschworenen Fans werden sicher dennoch feiern, neues Futter zu bekommen.
Ich stecke auch nicht so sehr in der Fanbase, um zu wissen, ob die Lager da gespalten sind, aber es existiert offenbar ja noch Lothar Antonis "Trancemission", deren letztes Werk vor 6 Jahren für mich nah am Meisterwerk lag, ob man aus diesem Lager auf Neues hoffen darf weiß ich nicht, empfinde ich aber als sehr wünschenswert.

Punkte: 7/10

Anspieltipp: Troublemaker, Deep Dance, As Long As I Live

Tracklist:

01. The Fighter
02. Troublemaker
03. Death Machine
04. Deep Dance
05. Believers
06. The Horns Of Jericho
07. As Long As I Live
08. The Drums Of Waterloo
09. Metal Forces
10. Ballad For A Group
11. Unstoppable (Bonustrack)

Lineup:

Nick Holleman - Vocals
Markus Berger - Guitars
Joris Van Rooij - Guitars
Thomas Klein - Bass
Andreas Neuderth - Drums

https://www.facebook.com/tranceliveandheavy

Autor: Slaine

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Hunter (D)
Genre: Heavy Metal
Label: Metalapolis Records
Album Titel: The Return
Spielzeit: 48:09
VÖ: 06.08.2021

Immer wieder interessant, wenn es eher unbekannte Bands aus den seligen 80ern heute nochmal wissen wollen und mit einem neuen Werk um die Ecke kommen. So in den letzten Jahren zum Beispiel erlebt mit Wallop oder Axe Witch und nun begegnen mir Hunter, die mir gänzlich unbekannt waren.
Beeinflusst von alten Saxon, Iron Maiden und Judas Priest, bietet dieses Werk im Grunde auch genau diese Schnittmenge an Elementen. Die Riffs rocken Old-School aus den Boxen, Sänger Rusty Wayman klingt phanseweise tatsächlich ein wenig nach Biff Byford in besten Zeiten, man bekommt herrlich eingängige, teils vom Hard Rock beeinflusste Luftgitarren-Riffs und oben drauf mehrstimmige Refrains, die echt verdammt gut im Ohr sitzen bleiben. Auch auf der Ebene des Solospiels am Sechssaiter kann man absolut nicht meckern.

Nummern wie "Call Me What You Want", "Hell What A Woman" oder das mit AC/DC-Schlagseite versehene "Looking For Love" scheinen direkt aus den Mitt-Achzigern entsprungen und vermitteln jedem Altrocker das Gefühl, wieder mit 14 auf den Gepäckträger sitzend Rad zu fahren, um ein Harley Gefühl zu imitieren, in den Ohren den gelben Walkman und im Herzen Angst vor Bandsalat.

Die meisten Songs bewegen sich hier eher im Mid-Tempo, was die (wahlweise) Party- und Autotauglichkeit aber nur noch erhöht. Mit "The Wheels Turn On" und "Watch Out For Metal" bekommen dann noch zwei alte Nummern eine gelungene Frischzellenkur. Letzteres ist dann auch ein echtes Highlight und ein Faustreck-Arena-Mitgröhl-Stampfer par excellence. Das Album erfüllt zudem eine Auszeichnung, die man leider lange nicht mehr jeder anderen Band aussprechen kann: All Killer - No Filler!

Fazit:
Die perfekte Mixtur aus alten Saxon ("Crusader" / "Rock The Nations"-Phase) und AC/DC geht brilliant auf und beschert Old-School Metalheads ein Album, das, wenn es vor 40 Jahren erschienen wäre, heute sicher zu den Klassikern des Genres gehören würde. Ein besseres Werk, um pures Retro-Feeling zu genießen, gab es dieses Jahr für mich bisher nicht. Wenn alte Helden, die auf dem Schlachtfeld des Metals am Rande kämpften und gefallen schienen, sich derart strahlend erheben, dann ist der Heavy Metal alles, aber nicht tot!

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Way To Nowhere
02. Call Me What You Want
03. Hell What A Woman
04. Looking For Love
05. Celebration Time
06. The Wheels Turn On (2020 Edition)
07. Talk Of The Town
08. Wipe The Tears Away
09. No Compromise
10. My Life Is Digital
11. Watch Out For Metal (2020 Edition)

Lineup:

Rusty Wayman - Vocals
Steven Brandy - Guitars
Jay Youngblood - Guitars
T.H. Bongardinho - Bass
Paul "Mosh" B. Herrmann - Drums

https://www.facebook.com/Hunter.TheReturn
https://www.hunter.band

Autor: Slaine

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Killing (DK)
Genre: Thrash Metal
Label: Mighty Music
Album Titel: Face The Madness
Spielzeit: 40:41
VÖ: 13.08.2021

Starten möchte ich heute mit dem ersten Satz aus dem Beipackzettel der CD in der Kategorie "Wir haben dicke Eier"; und zwar, Zitat "Probably the best Danish Thrash Metal record since "Excursion Demise" by Invocator and by Inheritance from Artillery!"...Zitat Ende. Uiuiui, da lehnt sich aber eine Band weit aus dem Fenster, die erst eine EP und zwei Singles (eine zu diesem Album) draußen hat.

Ok, jetzt gibt es nicht sooo viele relevante Thrash Metal Bands in Dänemark, da kann man so einen Satz schon mal raushauen. Gerade auch wenn man so ein wirklich starkes Stück Thrash Brett am Start hat und, um auf dem obigen Satz zurück zu kommen; yep, sie haben Recht!

Hier regiert der purste Thrash nach dem Reinheitsgebot in rasender Geschwindigkeit mit auch mal ein paar kleinen Verschnaufpausen, um das Inferno etwas zu entzerren. Die Riffs schneiden einem mit der Präzision eines Skalpells die Räudigkeit der Songs in die Gehörgänge und die wütenden Stimmbänder streuen das Salz der Verdammnis in die Wunden.

Was sich schmerzhaft anfühlt bzw. liest, tut hier sehr gut. Denn die Band macht ihrem Namen alle Ehre und killt einfach mal die Thrash Szene in Dänemark mit diesem - ihrem - Debüt. Die Rabauken bleiben aber trotz aller Räudigkeit und Wüterei immer kontrolliert und agieren nie hektisch, was ja mal gerne vorkommt, bei manchen Thrash Wüterichen.

Was die Songs ebenfalls so verdammt kompakt macht, ist das intelligente Arrangement der Thrash Granaten. Trotz all der Geschwindigkeit und räudigen (ich wiederhole mich hier gerne) Darbietung, verliert die Band nie das, was man als songdienlich versteht und so wird hier eine Suppe gekocht, die zwar immer die selben Zutaten hat, aber ehrlich und herrlich erfrischend ist. Hier wird das Genre um eine starke Vorstellung ergänzt.

Fazit:
Ein wirklich sehr starkes Debüt, was zukünftig von der Band noch einiges erwarten lässt. Wenn KILLING so weiterkillt, dann müssen sich so manche Thrash Bands, nicht nur in Dänemark, was einfallen lassen. Ein MUSS für alle Thrash Metal Maniacs und jetzt schon Anwärter auf den Thron. Wimps and posers leave the hall... nuff said...

Punkte: 10/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Kill Everyone
02. Before Violence Strikes
03. Don't Get Mad, Get Evil
04. See You In Hell
05. Legion Of Hate
06. Straight Out Of Kattegat
07. One Last Victim
08. 1942
09. Killed In Action

Lineup:

Rasmus Soelberg - Vocals, Bass
Snade - Guitars
Rasmus Holm Sørensen - Guitars
Jesper Skousen - Drums

https://www.facebook.com/killingthrash

Autor: Steiff

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Diskord (N)
Genre: Death Metal
Label: Transcending Obscurity Records
Album Titel: Degenerations
Spielzeit: 41:14
VÖ: 13.08.2021

Die 1999 gegründeten norwegischen Deather Diskord würde man in der Malerei wohl in die Kaegorie "Abstrakt" einordnen. Sprich, für Leute, die eher für geradlinige und eindeutig identifizierbare Richtungen zu haben sind, haben ihre Probleme, darin einen Wert zu erkennen. Der Death Metal, der auf dem dritten Studioalbum der Osloer präsentiert wird, ist genau so eine Kunst. Selbst nach mehr als 10 Durchläufen, kann man hier immer noch Akzente entdecken, wo man sagt "guck, ist mir noch gar nicht aufgefallen".

Schaut man sich die Tracklist und die Spielzeit an, dann ist das genau das, was man im Old-School Death Metal kennt, 12 Songs in etwas mehr als 41 Minuten. Auch das Riffing und die Drums sind sehr Old-School-lastig. Was die Jungs dann aber alles in diesen Death Metal reinpacken, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Dass dieses Gewöhnungsbedürftige genug Anhänger hat, beweist die Existenz der Band, welche sich in mehr als 20 Jahren eine gute Fanbase erspielt hat.

Das Album startet mit "Loitering In The Portal" und sofort wirst du von brutalen Death Riffs und enormer Aggression überfallen, welche allerdings auch direkt extrem vertrackt und "chaotisch" daherkommt. Hier werden diejenigen, welche eher die klassische Death Metal Linie mögen, direkt abschalten. Liebhaber technischen Death Metals, welcher auch noch progressiv vertrackte Züge hat, werden ihre Ohren hingegen weit aufspannen. Nicht zuletzt das Verwenden von Cello, Theremin und elektrischen Kontrabass, was speziell den jazzigen Momenten zugutekommt, macht die Musik Diskords sehr schwer zugänglich, aber auch interessant.

Neben diesen vertrackten Zügen gesellen sich zusätzlich sehr Jazz-lastige Parts, was neben dem einen oder anderen Tempowechsel für ordentlich Abwechslung sorgt, aber auch das Chaos erhöht. "The Endless Spiral" kommt sogar etwas spacig und experimentell daher. Die Nummer fällt sehr variabel aus und hat in knapp 4 Minuten mehr Abwechslung zu bieten als manch anderer auf einem ganzen Album. "Lone Survivor" kommt dann auch noch mit starker Doom-Note daher, welche auch in anderen Stücken immer mal wieder auftaucht.

Die Vocals, die von allen Musikern dargeboten werden, kommen hauptsächlich als Death Grunts daher, sind meistens eine Spur hinter die Musik gemixt und lassen diese so eine Spur mehr auf den Hörer wirken. Das ist zu dieser Art Death Metal sehr passend, auch wenn sie dadurch manchmal etwas verschluckt werden. Die etwas helleren Growls gehen dabei allerdings zu oft unter.

Die Produktion des Albums ist ziemlich gut ausgefallen, sie ist fett und druckvoll und lässt das Album sehr authentisch klingen. Trotz der "chaotischen" Arrangements kann man die Instrumente gut ausmachen und vor allem unterm Kopfhörer die Feinheiten in der Musik studieren.

Fazit:
Diskord lassen mit "Degenerations" ein technisches, verstörendes und aggressives Death Metal Biest von der Leine, auf welches man sich einlassen muss, um es zu erfassen und vor allem zu erkunden. Hier sind sehr viele intensive Durchgänge nötig, um zu begreifen, was vor sich geht. Die interessante Mischung aus Old-School Death Metal, Jazz und Progressivität wird technisch versiert dargeboten und hat viel Abwechslung zu bieten. Mit dieser Art, den Death Metal darzubieten, würde ich Diskord fast ein Alleinstellungsmerkmal bescheinigen, denn ich persönlich habe das in dieser Art und Weise noch nicht gehört. Sehr schwere Kost, die es zu erkunden gilt. Aufgeschlossene Hörer, die ein Affinität zu technisch verschnörkelten Arrangements aufweisen, sollten unbedingt mal reinhören.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: The Endless Spiral, Lone Survivior

Tracklist:

01. Loitering In The Portal
02. Bionic Tomb Eternal
03. Abnegations
04. The Endless Spiral
05. Dirigiste Radio Hit
06. Lone Survivor
07. Dragged For Coronation
08. Clawing At The Fabric Of Space
09. Atoms Decay
10. Raging Berzerker In The Universe Rigid
11. Gnashing
12. Beyond The Grime

Lineup:

Dmitry - Guitars, Vocals
Eyvind - Bass, Cello, Theremin, Synth, Vocals
Hans Jørgen - Drums, Vocals

https://www.facebook.com/DiskordNorway

Autor: Thomas

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Ænigmatum (USA)
Genre: Black / Death Metal
Label: 20 Buck Spin
Album Titel: Deconsecrate
Spielzeit: 45:16
VÖ: 13.08.2021

Wow, einfach nur wooow, was dort alles im Infosheet geschrieben steht. Da muss es wohl um eine andere Band gehen, denn was dort alles steht, kann ich bei Ænigmatum leider nicht raushören.

Warum so zynisch, Godi? Nun, ich denke, wenn man schon die Erwartungshaltung bis unter die Decke schraubt, sollte da auch was dahinterstecken, um das zu rechtfertigen. Aber sind die Amis wirklich so schlecht? Nein, aber...

Das ewige Problem mit der Erwartungshaltung und den Vorschusslorbeeren geht in eine neue Runde. Heute also das Portland-Quartett, das mit ihrem zweiten Album in der bis dato 4-jährigen Bandgeschichte gleich mal mit Größen wie Dark Tranquillity (aktiv seit 1989), Opeth (1990) und At the Gates (1990) verglichen wird. Das ist schon starker Tobak und mit Blick auf das Black / Death Metal Genre auch erstmal seltsam, ordnen sich die Vergleichsband doch eher dem Melodic Death Metal bzw. Progressive Death Metal zu.

Als frenetisch wird der Opener "Forged From Bedlam" beschrieben und da kann ich nur zustimmen, die Hütte steht sofort lichterloh in Flammen. Doch scheint diesem Feuer schnell die Puste auszugehen. Schon der dritte Titel "Disenthralled" hängt wie ein angezählter Boxer in den Seilen und hangelt sich mühselig in den Gong. Die sägenden Gitarren arbeiten sich scheinbar strukturlos am Song ab und zeichnen wirre Muster in die Hörerohren. Da im Infoblatt mit Superlativen nicht gegeizt wird und einem "technically riveting fragmented death shards" versprochen werden, also "technisch fesselnde fragmentierte Todessplitter", was einfach nur lächerlich klingt, muss man davon auch ausgehen, dass es wohl ein vertraktes Prog-Element gibt, welches immer wieder aufflackert. Und auch wenn "Disenthralled" ganz nett klingende Sequenzen aufweist, so ist der Großteil des Songs doch irgendwie schon fast jazzig arrangiert. Und hat gar nichts mit At the Gates und Kollegen zu tun.

Das Stückwerk, welches auf "Deconsecrate" dargeboten wird, empfinde ich als teilweise schwierig zugänglich, weil es keine erkennbare Ordnung in den Songs gibt, die mir Anhaltspunkte geben, was gerade eigentlich passiert. Und da mir der Halt fehlt, drifte ich immer wieder weg. "Fracturing Proclivity", der direkte Nachfolger auf Song Nr. 3, hat für mich genau dieses Problem und steht exemplarisch für den Rest der Scheibe. Ich bin schon zwei Minuten im Song, der nach drei, vier und fünf Minuten immer noch genauso klingt. Da fehlt der Fortschritt, das gewisse Etwas, was mich packt und gefesselt lauschen lässt. Für mich ist es eine hochproduzierte Jamsession. Mir fehlt die Richtung, das gemeinsame Ziel aller Songs, die Idee der Band hinter dieser Veröffentlichung. Daher ist der Anspieltipp auch mit Vorsicht zu genießen.

Fazit:
Tut mir leid, aber mir geht der Zugang zu diesem Album ab. Man kann in den Soli und Drumpassagen hören, dass die Jungs einiges von ihrer Kunst verstehen, aber die viel zu hohe und mit falschen Bands angesetzte Erwartung hat schon ein bisschen bei mir kaputt gemacht. Es ist eben nicht so leicht, sich von sowas zu lösen. Auch als Band nicht. Prog-Fans dürfen sich aber gern versuchen, festzustellen, ob sie mit dem wirren Zeug etwas anfangen können.

Punkte: 5,5/10

Anspieltipp: Fracturing Proclivity

Tracklist:

01. Forged From Bedlam
02. Undaunted Hereafter
03. Disenthralled
04. Fracturing Proclivity
05. Floods Within A Splintered Cortex
06. Larker, Sanguine Phantom
07. Despot Of Amorphic Dominions
08. Animus Reflection

Lineup:

Kelly McLaughlin - Vocals, Guitars
Eli Lundgren - Guitars
Brian Rush - Bass, Synths
Pierce Williams - Drums, Backing Vocals

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Autor: Godshand

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Bohemyst (CZ)
Genre: Blackened Death Metal
Label: Petrichor
Album Titel: Čerň A Smrt
Spielzeit: 46:08
VÖ: 13.08.2021

Blackened Death Metal wollen Bohemyst uns geneigtem Hörer mit ihrem frischen ersten Werk um die Ohren hauen, aber das reicht ihnen nicht. Als alte Hasen, die sich nämlich eigentlich hinter der neuen Combo verstecken (zusammengesetzt aus Avenger und Master's Hammer Members) bringt jeder so seine Einflüsse und Erfahrungen mit. Ein komplexes Soundpaket bildet sich auf diese Weise und wird auch noch eingebettet in eine von Beginn an sehr saubere Produktion. Der Musikliebhaber ist auf jeden Fall gezwungen, am Ball zu bleiben, wenn er das Album voll auskosten will. Eine Idee Mehrschichtigkeit hier und da, sich einschleichende Rhythmuswechsel und eine von aggressivem Treiben bis hin zu etwas mystischer Melodieverliebtheit stets präsente Atmosphäre garantieren Soundabwechslung.

Dabei achten die Herren aus dem Bierkonkurrenzland aber sehr darauf, nicht in Klischees zu verfallen. Frischer Optimismus überlagert die Tristesse des Extrems immer wieder. Die konsequent erzeugte Atmosphäre steckt in jeder Faser der Spielfreude der Tschechen. In neuem Gewand, unter neuem Namen neu kombiniert, hat sich hier eine straighte Weiterentwicklung brutaler Parolen mit Finesse manifestiert. Man möchte so mitten reinspringen und Mitprügeln und Shredden und Speien...

Von speiartigen Attacken über tiefpreschende Raserei dunkelster Stahlatmosphäre bis hin zu melodisch süßer bis rotzender Spielereien und tragenden Parts reicht die Wahrnehmungsbreite auf "Čerň A Smrt". Jetzt klingt das voll negativ, wenn ich es mir so durchlese. Aber das muss man hören, um zu verstehen, dass die Tschechen hier ordentlich gefeilt haben, um ein tatsächlich rundes Genusswerk zu schaffen...

Interessant ist die Klangfarbe dieses Albums. Trotz explodierender, dunkelatmosphärischer Soundsessions mit teilweise weggaloppierendem Tempo untermalt eine beinahe schon verträumt melodische Atmosphäre die Stücke. Nie unpassend schwebt sie doch heran, um sich nebelartig mit dem triefenden Geschwader Brutalstahl zu vereinen. Selbst langsame Stücke wie "Nekromantia" bringen dank ihrer Integrität in das Gesamtkonzept ihre Berechtigung hervor. Der schnelle Wechsel zu "Do Chřtánu Smrti" lässt gar kurz den Gedanken an eine Break aufkommen - auch wenn das natürlich eine krasse Sache wäre.

Fazit:
"Čerň A Smrt" ist ein abwechslungsreiches Album, das seine Blackened Death Metal-Wurzeln mit Stolz trägt und doch ohne Übertreibungen oder neu-modernen Experimenten eine weit komplexere Hör-Welt eröffnet, in der es 46 Minuten und 8 Sekunden lang echt nicht langweilig wird.

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. Intro
02. Čerň A Smrt
03. Krvehlas
04. Na Umrlĉich Prknech
05. Paní Lesa
06. Kosti
07. Co Nelze Zapomenout
08. Nekromatnia
09. Do Chřtànu Smrti
10. Zvrácenosti Zvědavosti

Lineup:

Radek Popel - Vocals
Petr Rámus Mecák - Guitars
Jirka Kocián - Guitars
František ‘Infernits’ Vávra - Bass
Honza Kapák - Drums

https://www.facebook.com/Bohemyst
http://www.bohemyst.cz

Autor: Swenja

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Burial in the Sky (USA)
Genre: Progressive / Technical Death Metal
Label: Rising Nemesis Records
Album Titel: The Consumed Self
Spielzeit: 57:45
VÖ: 13.08.2021

Seicht wie eine sich flach kräuselnde Welle schwappt der Opener des dritten Albums "The Consumed Self" in die Hörmuscheln, begleitet von zärtlichen, cleanen Vocals. Für eine Band, die die oben stehenden Genres kombiniert, sicher recht ungewöhnlich.

Burial in the Sky setzen aber schon direkt mit dem ersten echten Titel ein dickes Ausrufezeichen. Wer wie ich die Band vorher nicht kannte, wird ob der Instrumentenvielfalt überrascht sein, denn hier gibt es nicht (nur) das typische brutale Gefrickel, sondern diverse sonst metalfremde Instrumente, die die Stücke teils begleiten, teils dominieren.

Dabei kann besonders das Saxophon überzeugen, welches ich persönlich als ein schwieriges Instrument empfinde, weil ich diesem schnell überdrüssig werde. Aber in der Verbindung mit den organisch klingenden, aber trotzdem präzise und hart gespielten Drums sowie den locker darüberliegenden Gitarren kommt es mir nicht ganz so sehr wie ein Fremdkörper vor. Mutig finde ich es aber allemal, gleich einen dreiminütigen Instrumentaltrack in die Mitte des Albums zu platzieren.

"The Consumed Self" ist durch die oft verwendete Stakkato-Spielweise immer wieder anders im Klang. Mal brutal, mal an Hardcore erinnernd ("Amaurosis Shroud") und immer wieder sehr progressiv ("Mechanisms of Loneliness"). Einen weiteren großen Pluspunkt machen die Vocals aus, die wütend ins Mikro gebrüllt und hin und wieder mit dem schon im Opener gehörten Cleangesang unterstüzt werden. Und auch wenn ich nichts direkt am Gesang auszusetzen habe, so hätte es mir tatsächlich besser gefallen, wenn die Amerikaner noch mehr Cleangesang eingebaut hätten.

Die Produktion lässt sich auch nicht bemängeln. Jeder Ton sitzt perfekt und unterstreicht die Härte, die Progressivität und den Einsatz von metaluntypischen Instrumenten.

Die unterschiedlichen Spiellängen der Lieder tragen zum Unterhaltungswert enorm bei und helfen dem Hörer, das Album gut im Geiste aufzuteilen. Denn auch wenn sich die Songs ähneln, weil sie eben alle auf dem gleichen Album sind, so gibt es in jedem Song einzigartige Feinheiten, die helfen, die einzelnen Titel voneinander zu unterscheiden. Und da kommt eben auch die Spielzeit zum Tragen.

Abschließend noch ein Gedanke zum letzten Song. Nach gut 45 Minuten hätte der US-Fünfer das Album auch problemlos ausklingen lassen können und niemand hätte sich beschwert. Aber genau an dieser Stelle thront der längste Song von "The Consumed Self" mit beeindruckenden 12:32 Minuten Spielzeit. "Anatomy of Us" beginnt ähnlich wie das Album selber, sehr entspannt und ungefährlich und mit den spacigen Gitarren kann man sich nach der Dreiviertelstunde ausgefeilten Geknüppels gut anfreunden. Dass es aber doch noch zur Sache gehen wird, sollte jedem klar sein. Den langsamen Aufbau kostet die Band voll aus und spart hier ein wenig mit der totalen Härte. Schnelle Drums? Ja, aber noch nichts Fieses oder Böses, stattdessen werden die Prog-Fans bedient. Die technische Härte wird in diesem Stück gezielt eingesetzt und muss immer wieder kleinen Soli weichen. Insgesamt ein sehr schöner Titel, der auch in der Länge so in Ordnung geht und weitere Überraschungen bereithält.

Fazit:
Ein Hammerteil und seit Längerem eines der interessantesten Prog/Tech Death Alben, was ich in den Ohren hatte. Auch nach der Review werden noch einige weitere Durchläufe hinzukommen. Anspruchsvolle Handhabung an allen Fronten macht sich auf "The Consumed Self" bezahlt und Burial in the Sky belohnen sich mit diesem Werk für ihre harte Arbeit. Einen Abstrich kann man durchaus machen, wenn man kein Fan von Piano und Saxophon in seinem Metal ist, aber das schlägt sich nicht in der Bewertung nieder.

Punkte: 10/10

Anspieltipp: On Wings Of Providence, Mechanisms of Loneliness, Anatomy Of Us

Tracklist:

01. The Soft Violet Light
02. An Orphaned City
03. On Wings Of Providence
04. Amaurosis Shroud
05. Wayfarer
06. Mechanisms of Loneliness
07. Mountains Pt.1: To Ascend
08. Mountains Pt.2: Empathy
09. Caught In The Azure Cradle
10. Anatomy Of Us

Lineup:

Jorel Hart - Vocals
James Tomedi - Guitars, Mandolin, Accordion, Synths, Vocals
Brad Hettinger - Guitars, Vocals
Zach Strouse - Bass, Saxophone, Vocals
Sam Stewart - Drums, Percussions, Synths

Guest Musicians:

Patrick Crider - Trombone
Hayley Daub - Trumpet
Laura Dickerman - Spoken Word
Dorah (Regina Chioccarello) - Vocals
Natasha Jaffe - Cello
Stephen Larson - Nylon
Chris Lionus - Tuba
Bronwyn Livezey - Violin
Andrea Marras - Theremin
Zach Prose - Trumpet
Will Rachko - Euphonium
James Tucker - French Horn

https://www.facebook.com/burialinthesky

Autor: Godshand

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Mentalist (D)
Genre: Melodic Metal
Label: Pride & Joy Music
Album Titel: A Journey Into The Unknown
Spielzeit: 58:22
VÖ: 20.08.2021

Wir haben im Bereich Heavy Metal die eine oder andere gute Band zu bieten: Helloween, Blind Guardian, Gamma Ray usw. Recht frisch dabei ist die aus Saarbrücken stammende Band Mentalist, die mit "A Journey Into The Unknown" am 20.08.2021 ihr zweites Studioalbum veröffentlicht und mir bislang unbekannt war.

Los geht es mit einem kurzen Intro, das auf das Album einstimmt. Und dann entfaltet sich ab dem Titelstück ein lupenreines, sehr melodisch gehaltenes Metalalbum. Die Double-Bass-Drum hämmert durch, die Gitarren spielen durchweg in den höheren Tonlagen und haben genug Freiraum für Instrumentalpassagen. Die Songs sind ausnahmslos melodisch gehalten, der raue Gesang passt sehr gut dazu und wird im Refrain immer mal wieder durch Background-Gesang verstärkt.

Man muss der Band zugutehalten, dass sie nicht einfach das Titelstück leicht variiert das ganze Album hindurch spielt, sondern die Songs sehr abwechslungsreich gestaltet. Auffällig sind die häufig vorkommenden Takt-und Tempowechsel, welche die Truppe mit Leichtigkeit bewältigt und die den Songs einen leichten Prog-Flair verleihen. Die Keyboards sind relativ zurückhaltend, passen aber gut zu den Songs und sorgen für Atmosphäre. Die Produktion betont den Gesang und die Gitarren, ohne aber die restlichen Instrumente zu sehr in den Hintergrund zu mischen. Effekte gibt es so gut wie keine.

Die Taktwechsel sind manchmal etwas zu abrupt. Hier hätte ich mir macnhmal eher ein Break gewünscht, nach dem der Song dann in eine andere Richtung hätte laufen können. Gelegentlich wirken die Titel etwas in die Länge gezogen. Eine echte Überraschung war für mich die Coverversion von "Manchild" am Ende des Albums, im Original von Neneh Cherry. Beim ersten Hören hatte ich nicht die Tracklist gelesen und habe etwas sprachlos aus der Wäsche geguckt. Mit "Manchild" endet das Album aber etwas abrupt. Zum Abschluss wäre ein Outro schön gewesen, dann hätte sich der Kreis sozusagen geschlossen.

Fazit:
"A Journey Into The Unknown" überzeugt auf ganzer Linie. Ich habe einige Durchläufe gebraucht, aber dann hat mich das Album überzeugt. Die Truppe aus Saarbrücken ballert uns ein Metalalbum in allerbester Tradition um die Ohren. Man kann die Platte gut durchhören und ertappt sich nicht bei dem Wunsch, den einen oder anderen Song überspringen zu wollen. Wer die Musik von Blind Guardian oder Helloween mag, der kann bedenkenlos zugreifen.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: A Journey Into The Unknown, Modern Philosophy, Soldier Without A War

Tracklist:

01. Horizon
02. A Journey Into The Unknown
03. Modern Philosophy
04. Evil Eye
05. An Ocean So Deeo
06. Dentalist
07. Soldier Without A War
08. Torture King
09. Battle Dressed
10. Live Forever
11. Manchild (Neneh Cherry Cover)

Lineup:

Rob Lundgren - Vocals
Peter Moog - Guitars
Kai Stringer - Guitars
Thomen Stauch - Drums

Guest Musician:

Henning Basse - Backing Vocals
Mike LePond - Bass
Oliver Palotai - Keyboards

https://www.facebook.com/mentalistband
https://www.mentalist-band.com

Autor: Udo

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Black Swamp Water (DK)
Genre: Southern Rock / Metal
Label: Mighty Music
Album Titel: Awakening
Spielzeit: 40:05
VÖ: 20.08.2021

Eine Band, die auszog, um aus einem sich immer wiederholenden Musikgenre auszubrechen und ein Neues zu kreieren. So ähnlich werden die Dänen Black Swamp Water von Mighty Music angepriesen. Gut, das mag man so sehen oder eben auch nicht. Die Truppe möchte jedenfalls genau dies auf ihrem dritten Album "Awakening" beweisen.

Zunächst beginnt man mit einem klassischen Rock 'n' Roller. "Roll Over" beginnt ein bisschen wie Scorpions "Rock You Like A Hurrican" und hätte auch in den 70er entstanden sein können. Die Riffs sind kernig, der Song hat eine dunkle Note und ist ziemlich eingängig. Der moderne Touch kommt vor allem durch den druckvollen Bass und der fetten Produktion des Albums.

Das zweite Stück "Showdown", welches bereits als Single ausgekoppelt wurde, ist gleich schon sowas wie eine Hymne der Scheibe. Vor allem der Refrain nimmt dich direkt mit und die Mixtur aus Southern- und Classic Rock weiß sehr gut zu gefallen. "Endless War" kommt dann sehr heavy daher und kratzt das eine oder andere Mal an der Thrash Rock Kante lang. Hier kann sich neben den Gitarren auch das Schlagwerk gut in Szene setzen.

"Send Me Away" geht genau in die andere Richtung. Eine feine Ballade, in der der Southern Rock-Touch deutlich zum Tragen kommt. Bjørns kernige Vocals gefallen hier besonders durch ihre emotionale Seite. Hier zeigen die Dänen auch schön, wie viel Abwechslung man in einer Ballade unterbringen kann, ohne sie aus ihrem Korsett zu reißen. Vor allem Anfang und Ende des Stücks vermitteln das Gefühl, die Musik käme direkt aus den Sümpfen Louisianas.

Das fette "Disappoint Me" enttäuscht auf jeden Fall nicht. Hier kommt man den im Infosheet angegebenen Black Sabbath sehr nahe, was nicht nur durch den Bass, sondern vor allem durch die dunklen, schweren Riffs deutlich wird. Am nächsten kommt man den Briten dann aber wohl im noch dunkleren und schwerem "Children Of The Grave", die Nummer hätte vom Riffmeister Iommi himself stammen können. Die dunklen Gitarren treiben den Song amtlich nach vorn und das Riffing frisst sich regelrecht in dein Hirn. Der mächtige Groove löst direkt einen Ohrwurm aus und du hast diesen noch im Kopf, wenn das Album längst verklungen ist.

Die beiden abschließenden Tracks, der eher unspektakuläre Rocker "Now That I Know" und der gefällige Mix aus Southern- und Classic Rock "Hammer On You" beenden das Album fast so, wie es begonnen hat.

Fazit:
Mit "Awakening" erfinden die Fünf Dänen zwar kein neues Genre, denn diese Art von Musik wird auch schon länger von anderen Bands beherrscht. Aber das ist am Ende auch Nebensache. Fakt ist, das, was die Truppe hier bietet, ist alles andere als langweilige, sich immer wiederholende Mucke. Die Mischung aus Southern Rock, Classic Rock und diversen Metal-Elementen macht die Musik interessant, vermag es, den Hörer mit auf die Reise zu nehmen und schafft es sogar, Momente zu kreieren, die sich im Kopf festsetzen.

Punkte: 8/10

Anspieltipp: Showdown, Send Me Away, Children Of The Grave

Tracklist:

01. Roll Over
02. Showdown
03. Endless War
04. Send Me Away
05. Better Days
06. Disappoint Me
07. Children Of The Grave
08. Now That I Know
09. Hammer You Down

Lineup:

Bjørn Bølling Nyholm - Vocals
Jan Geert - Guitars
Thomas Roland - Guitars
Jeppe Birch Friis - Bass
Kim Langkjær Jensen - Drums

https://www.facebook.com/BlackSwampWater

Autor: Thomas

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Little Jimi (F)
Genre: Heavy / Progressive / Space Rock
Label: Mrs Red Sound
Album Titel: The Cantos
Spielzeit: 42:08
VÖ: 20.08.2021

Das erst 2017 gegründete, französische Trio Little Jimi veröffentlicht am 20.08.2021 sein neues Studioalbum, beschrieben als die Geschichte des an Schizophrenie leidenden Jimi, dessen Persönlichkeitsstörung ihm die Tür zu seinem Inneren öffnet, welches er musikalisch erkundet. Als Einfluss hierfür nennt die Band u.a. die Odyssee, was mich neugierig auf die Platte gemacht hat.

Die gut 42 Minuten Spielzeit verteilen sich auf sechs Titel, die damit alle recht lang gehalten sind und sich durch einen düsteren Sound auszeichnen. Überwiegend langsam gespielt, mit tief gestimmten Gitarren, erzeugt das ohne Bass spielende Trio eine mystische, teils hypnotische Stimmung. Die Gitarren sind verzerrt, vibrieren häufig und die Truppe setzt auch Effekte wie beispielsweise Feedback ein.

Das Drumming passt sehr gut zu den Songs, unaufgeregt, aber stets auf den Punkt. Bei "The Way" klingt die Bass-Drum wie ein vor Aufregung schnell schlagendes Herz. Die eher hohe Gesangsstimme stellt einen passenden Gegensatz zur düsteren Musik dar. Alle Titel haben häufige Takt- und Tempowechsel, wobei das Tempo insgesamt auch in den leicht schnelleren Passagen immer noch verhalten ist, was aber stets passt. Längere Instrumentalpassagen mit dem einen oder anderen Break sorgen für Abwechslung innerhalb der Songs, wobei dies teilweise etwas zu abrupt ist, wenn etwa die Band einen Moment ganz aussetzt, das Lied dann aber doch weitergeht.

Little Jimi gelingt es, gerade in den Instrumentalpassagen eine hypnotische Stimmung zu erzeugen. Die tief gestimmten Gitarren lassen einen den nicht vorhandenen Bass vergessen. Häufig ist über Musik und Gesang ein Hall gelegt, sodass sich das Gefühl von Raum und Weite einstellt. Ich hoffe, dass die Band dem Album die Texte beilegt, denn ich stelle es mir interessant vor, den musikalischen Trip auch lyrisch mitverfolgen zu können. Die Produktion ist gut gelungen. Ab und zu wirkt der Gesang so, als ob Sänger Benjamin aus großer Entfernung ruft. Es ist erstaunlich, welche Soundgewitter die nur mit Gitarren und Drums besetzte Band erzeugt.

Fazit:
Das Konzept geht auf, denn Little Jimi gelingt es von Anfang an, uns auf eine musikalische Reise mitzunehmen. Die Songs wirken teils wie ein Mahlstrom, in den man sich gerne hineinziehen lässt. Wer sich auf das Album einlässt, der muss sich bewusst sein, dass ihn keine im 4/4-Takt heruntergespielten Titel erwarten, sondern sechs musikalische Schwergewichte, die sich jeweils ihre Zeit nehmen. Es lohnt sich aber, denn alle Titel sind sehr stimmungsvoll und nehmen einen gefangen. Die Taktwechsel sind teilweise etwas zu abrupt, aber dadurch wird keiner der Titel wirklich schlecht. Ganz klare Empfehlung!

Punkte: 9/10

Anspieltipp: alles

Tracklist:

01. First Cantos
02. The Way
03. Palace Afternoon
04. Matchetehew
05. Indian Rain
06. Last Cantos XXIV

Lineup:

Benjamin Monnereau - Vocals, Guitars
Guillaume Arancibia - Guitars, Backing Vocals
Antoine Le Gall - Drums

https://www.facebook.com/LittleJimi.music

Autor: Udo

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Arcane Existence (USA)
Genre: Symphonic Death / Black Metal
Label: Mind Eraser PR
Album Titel: Colossus
Spielzeit: 55:15
VÖ: 20.08.2021

Arcane Existance sind eine noch recht unbekannte Truppe aus dem kalifornischen San Jose, die sich seit 2016 bis heute vom Ein-Frau-Projekt hin zur fünfköpfigen Band entwickelt hat. Lyrisch beschäftigen sich die vier Mädels und ihr Trommler mit Fantasy- und Märchengeschichten, musikalisch haben sie sich einer konfusen Mischung aus Symphonic-, Black und Death Metal verschrieben.

Vier Jahre nach ihrem Debüt "The Dark Curse" wird die zweite Scheibe, die auf den Namen "Colossus" hört, durch fette Powerchords eingeleitet, die auch sofort von virtuosem Klaviergeklimper umspielt und von Chören ummantelt werden, bevor Jade Ordonez durch grandiose Growls überraschend brutal in den Song einsteigt.

Schnell wird deutlich, dass die vier Damen und ihr Hahn im Korb (bzw. am Schlagzeug) durchaus ihr Handwerk verstehen. Prügelnde Blastbeats jagen virtuose Stakkato-Gitarren, fette Bass-Licks ergänzen die Höhen des Keyboards und dazu gibt es eine mehr oder weniger fette Keyboard-Orchestration, die letztendlich auch den Sound von Arcane Existance ausmacht. Die cleanen wie auch die harschen Vocals fügen sich harmonisch in das Gesamtgebilde ein und liefern einen gekonnten Wechsel zwischen Aggression und Ruhe.

So gut die Truppe an ihren Instrumenten ist, so wirkt doch die Komposition an der einen oder anderen Stelle recht lieblos. "Sovereign Blood" beispielsweise versprüht gewisse Mozart-Vibes (die Arie der Königin der Nacht, Zauberflöte), die allerdings mehr erzwungen wirken, als dass sie sinnvoll in den Song eingebaut wurden. "Transmutation" bietet dann zwar fette Riffs, die so auch von Fleshgod Apocalypse hätten kommen können, allerdings ist dann kompositorisch nach den ersten paar Takten auch die Luft schon wieder raus. Die Keyboards, die anfangs noch virtuos wirkten, fühlen sich, nachdem sie an allen möglichen und unmöglichen Ecken ständig auftauchen, spätestens bei "Scroll Of Augury" nur noch nervtötend. Pro Song wurden gefühlt zig verschiedene Themen verwurstet, die teilweise weder vom Tempo, noch von der Tonart, noch vom Gefühl her zueinander passen (z.B. "Conducting The Scourge"), was dem Album eine sehr unangenehme Unruhe verleiht. Zwar ist die Verwurstung verschiedener Parts beispielsweise in "The Altar" oder "Conclave" recht gut gelungen, jedoch wäre beim Großteil des Albums weniger deutlich mehr gewesen.

Hin und wieder wird dann die Stimmung wieder durch teils stumpfe, prügelnde ("Enchantment"), teils virtuose Riffs ("Sovereign in Blood") aufgelockert, jedoch wird auch das fetzigste Riff direkt durch übertriebene Orchestrationen, die nach mehrmaligem Hören nur noch überladen und überflüssig klingen, niedergeprügelt. Am schlimmsten wird es bei "Castle On The Hill", wo gefühlt einfach nur wahllos Dissonanzen und abgehackte Rhythmen aneinandergeschmiedet wurden, sodass auch ja kein Flow in den Song rein kommt. Besonders der Titletrack "Colossus" klingt so, als hätte man mit aller Gewalt versucht, irgendwas zu komponieren, was so symphonisch wie möglich klingt und das Ganze dann lieblos mit etwas Blastbeat untermauert, damit der Metal-Faktor nicht verloren geht.

Gegen Ende wird dann im rein instrumentalen Outro "A Light Between Realms" dann nochmal ekelhaft tief in den Schmalztopf gegriffen, typische Filmmusik-Orchesterriffs, die so schon zig mal gehört wurden, neu aufpoliert und Elemente aufgegriffen, von denen man im Musikunterricht gelernt hat, dass diese Gänsehautmomente schaffen.

Fazit:
Saustarke Musiker haben hier ein paar saustarke Elemente aufgenommen, die allerdings lieblos aneinandergereiht, sinnlos arrangiert und mit kitschigen, vermeintlich epischen Sounds völlig kaputtgetrampelt wurden. Der Sound ist super, die Instrumentalisten sind fantastisch, das Album leider untere Mittelklasse. Da wäre weniger deutlich mehr gewesen!

Punkte: 4/10

Anspieltipp: Transmutation, Conclave, The Altar

Tracklist:

01. Mystic
02. Sovereign Blood
03. Transmutation
04. Formation
05. Conclave
06. Scroll Of Augury
07. The Altar
08. Enchantment
09. Castle On The Hill
10. Conducting The Scourge
11. Colossus
12. Beneath Withered Stone
13. A Light Between Realms

Lineup:

Jade Ordonez - Vocals
Kiera Pietrangelo - Guitars
Tracy Tanner - Bass
Becca McCabe - Keyboards, Harp, Vocals
Harley Blandford - Drums

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Autor: Sepp

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Legions Of The Night (D)
Genre: Heavy / Power Metal
Label: Pride & Joy Music
Album Titel: Sorrow Is The Cure
Spielzeit: 56:23
VÖ: 20.08.2021

Mit "Sorrow Is The Cure" bringt das erst 2020 gegründete Trio Legions Of The Night nun ihr Debüt Album auf den Markt. Geboten bekommt man eine Mischung aus klassischem Heavy Metal und echten Metal Balladen. "Train To Nowhere" setzt den Startschuss in die Scheibe und bringt diese auch gleich durch seine schnelle Spielweise, mit den prägnant sägenden Gitarrenparts, in Schwung. Die Vocals von Henning Basse, welche alleine schon eindrucksvoll durch ihre Rauchigkeit und Energie sind, werden im Refrain häufig durch mehrere andere Stimmen, ich würde schon fast sagen Choral, unterstützt. Die Voice-Range und Variabilität des Sängers bereitet immer wieder Freude. Grade noch sehr beruhigend, fast wie die eines Vorlesers, wirft sie ihr Gewand ab und mutiert zu einem Scream, der bei richtiger Lautstärke durch Mark und Bein geht.

Durch viele Schnelligkeits- sowie Lautstärkewechsel wird der Hörer immer wieder aus mystischen Tiefen in eine befreite, fröhliche Stimmung befördert. Zuerst unscheinbar eingeleitet durch zartes Klavierspiel, welches dem Album immer mal wieder etwas Abwechslung einhaucht, beginnt beispielsweise der Song "Walls Of Sorrow" um im Anschluss jegliche Energie zu bündeln und dem Zuhörer eine echte Metal-Hymne zu offenbaren. Ein Refrain, wie er besser nicht hätte gelingen können, trifft auf brachialen Sound aus dem Background. Songs wie dieser sind einer der Gründe, weshalb ich diese Musik so verdammt geil finde.

Instrumental verzichten die Metaller auf große Experimente und präsentieren sich klassisch aber solide. Die Schlagzeugparts sind auf den Punkt und schaffen mit den Tieftönen vom Bass ein rundes Gesamtpaket. Das wird auch Freunden des gepflegten old school Metal gefallen, welche hier garantiert auf ihre Kosten kommen. Was mit Sicherheit aber nicht nur der Tatsache geschuldet ist, dass schon beim ersten Blick auf die Tracklist auffällt, dass hier ein Cover des Klassikers "Sirens" von Savatage die B Seite ziert. In meinen Augen ist dieses gut gelungen, da die Grundstimmung des Songs nicht verloren geht, die etwas modernere Spielweise dem Song aber deutlich mehr Power verleiht.

Einigen Songs hätte eine etwas kürzere Spieldauer gut getan. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, dass zu Gunsten der Spielzeit noch ein Gitarrensoli, wenn auch gut gelungen, eingeschoben wurde.

Fazit:
Ein grundsolides Album für Liebhaber von Heavy Metal, welcher auch gerne mal Oldschool und ruhig in Erscheinung tritt, im nächsten Moment allerdings schon wieder mit viel Energie überzeugt. Dieser Langspieler ist wohl am besten mit einer Reise in verschiedenste Kulturen vergleichbar. Ganz egal wohin man reist, man erlebt immer etwas neues. So präsentieren sich die Metaller aus Deutschland einfallsreich und verleihen jedem Track seinen ganz eigenen Charakter mit Wiedererkennungswert.

Punkte: 8,5 /10

Anspieltipp: Walls Of Sorrow, Someday Somewhere, Sorrow Is The Cure

Tracklist:

01. Train To Nowhere
02. Lie
03. Walls Of Sorrow
04. Find The Truth
05. Someday Somewhere
06. We All Walk Alone
07. Shoot And Save
08. Sorrow Is The Cure
09. Pay The Price
10. Rescue Me
11. Sirens (Savatage Cover)

Lineup:

Henning Basse - Vocals
Jens Faber - Bass, Guitars, Keyboard, Vocals
Philipp Bock - Drums

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Autor: Yannick

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Re: REVIEWS 2021 VON DER METAL ONLY REDAKTION

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Band: Mystery (AUS)
Genre: Hard Rock
Label: Metalapolis Records
Album Titel: Live Life Loud
Spielzeit: 42:33
VÖ: 27.08.2021

Ein Schelm, wer Australien auf AC/DC reduziert, was Rockbands betrifft. Nein, es gibt da natürlich noch einige andere, eben auch die 2010 gegründete Truppe Mystery, die am 27.08.2021 mit "Live Life Loud" ihr drittes Studioalbum unter die Leute bringt.

Mit zwei entspannt groovenden, an die 1980er erinnernden Titeln rockt die Platte gleich mal gut los und man ertappt sich bei dem Gedanken, den Grill anzuschmeißen und ein Bier aufzumachen. Wer aber jetzt denkt, dass es das ganze Album durch so weitergeht, der irrt. Bei Titel Nr.3 tritt die Band etwas auf die Bremse. Die Gitarren werden tiefer gestimmt und die 1990er klingen durch. Das Stück fällt gegenüber den ersten beiden klar ab.

Die in den ersten drei Songs vorgegebene Richtung behalten Mystery das Album über bei, das sich somit wohl am besten als eine Mischung von Songs beschreiben lässt, die sowohl der Ära des 1980er Hard- und Melodic-Rocks Tribut zollen, als auch 1990er Elemente enthalten. Garniert wird das Ganze mit zwei gelungenen Balladen, von denen die erste, nämlich "All We Need Tonight", als Titel Nr.4 etwas deplatziert wirkt, weil sie zwischen zwei Rocker gelegt worden ist. Hier wäre es passender gewesen, den Song ans Ende der ersten Hälfte zu legen.

Der immer mal wieder durch Background-Chöre verstärkte, raue Gesang betont den Rock-Charakter der Songs und die gelungene Produktion hat dafür gesorgt, dass man die ganze Band und den Gesang gleich gut hören kann. Schön ist, dass die Gitarren auch mal einige kleinere Solo-Trips machen dürfen, die zum Glück nicht in nervige Schraddeleien ausarten. Die Songs wie die beiden ersten Stücke rocken freier als die an die 1990er angelehnten, wobei der jeweilige Refrain die schwächeren Titel aufwertet.

Fazit:
Trotz der Kritikpunkte liefern Mystery mit ihrem Longplayer Nr.3 eine durchaus gelungene Mischung ab. Alle Songs haben gute Refrains, was die etwas schwächeren Songs aufwertet. Mystery vermitteln sehr schön, dass sie handgemachte Musik abliefern. Die Band spielt dicht auf und hat in Sänger Rocky Ravic eine echte Rockröhre am Mikrofon. Auch wenn nicht alle Songs gleich stark sind - Füllmaterial gibt es keines.

Punkte: 7,5/10

Anspieltipp: Rock Revolution, Count On Me, Leave Me In The Dark

Tracklist:

01. Rock Revolution
02. To My Knees
03. Lust Control
04. All We Need Tonight
05. Tear Down The Walls
06. I'm Just Into You
07. A Different Side Of Me
08. Count On Me
09. You Think You Know
10. Leave Me In The Dark
11. Nuke Em High

Lineup:

Rocky Ravic - Vocals, Guitars
Oscar Hauke - Bass
Duje Ivic - Keyboards
Emily Car - Drums

https://www.facebook.com/mysteryrocks
http://www.mysteryrocks.net

Autor: Udo

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